Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen

Tag der Resvervisten

Geschichtsrevisionisten im Reservistenverband in Lüneburg

Am 23. September 2006 fand in Lüneburg ein sogenannter „Tag der Reservisten“ auf dem Platz Am Sande statt. Die Veranstaltung, die von der regionalen Bezirksgruppe des Verbands der Reservisten ausgerichtet worden war, stand unter der Schirmherrschaft des parlamentarischen Geschäftsführers der CDU-Landtagsfraktion und CDU-Kreisvorsitzenden, Bernd Althusmann.

Reservisten sind ehemalige Bundeswehrsoldaten, die ständig einsatzbereit gehalten werden und auch bei Auslandseinsätzen eingesetzt werden. Im Februar 2005 beschloss der Bundestag auf Initiative von „Rot-Grün“ eine Neuordnung der Reserve der Bundeswehr. Darin wird das Alter, in dem Wehrpflichtige auch Reservisten sind, von 45 auf 60 Jahre angehoben. Sie sollen auch im Spannungs- und Notstandsfall herangezogen werden und es wurde eine neue Wehrdienstform „Hilfeleistung im Inland“ eingeführt.

Laut eigenen Angaben hat der Reservistenverband 138.000 Mitglieder, die in etwa 2.500 „Reservistenkameradschaften“ gegliedert sind. Insgesamt werden im Bundesverteidigungsministerium 9,6 Millionen westdeutsche Bürger als ehemalige Bundeswehrsoldaten (Wehrpflichtige und Berufssoldaten) geführt; 1,9 Millionen von ihnen haben bisher an Wehrübungen teilgenommen.

Diese militaristische Community soll auch ein Stillhalten der Öffentlichkeit gegenüber weiterer teurer Aufrüstung und Bundeswehreinsätze in aller Welt bewirken und eine militärfreundliche und Pro-Krieg Stimmung in der Öffentlichkeit erzeugen. Dazu dienen auch die „Tage der Reservisten“.

Auf der Lüneburger Veranstaltung wurden vom örtlichen Reservistenverband eindeutig extrem rechte Schriften ausgelegt. Im Zelt der Reservisten fand sich neben Werbeblättchen ihres Verbandes auch eine Zusammenstellung von Artikeln von Gerd Schultze-Rhonhof, Gert Sudholt und Claus Nordbruch.

Der ehemalige Generalmajor der Bundeswehr, Gerd Schultze-Rhonhof, ist regelmäßiger Autor und Interviewpartner der „Jungen Freiheit“ und trat bei extrem rechten und neofaschistischen Gruppen als Redner auf. Außerdem war er Interviewpartner der „National Zeitung“, der Zeitung der neofaschistischen „Deutschen Volksunion“ (DVU).

Gert Sudholt ist Eigentümer der Verlagsgemeinschaft Berg, unter deren Dach drei rechtsextremistische Verlage arbeiten: Türmer-Verlag, Vowinckel-Verlag und Druffel-Verlag. Er war langjähriger Vorsitzender der neofaschistischen „Gesellschaft für freie Publizistik“. Als presserechtlich Verantwortlicher wurde er 1993 wegen der Publikation eines holocaustleugnenden Artikel von Robert Faurisson in den „Deutschen Monatsheften“ zu sechs Monaten Haft und 10.000 DM Geldstrafe verurteilt. Heute ist Herausgeber der extrem rechten und geschichtsverfälschenden Zeitschrift „Deutsche Geschichte“.

Claus Nordbruch ist ehemaliger Angehöriger der Bundeswehr und lebt seit einigen Jahren in Südafrika. Er ist Autor verschiedenster Bücher, die allesamt in extrem rechten Verlagen erschienen sind. Claus Nordbruch ist Mitglied der rassistischen Artgemeinschaft, die vom Rechtsanwalt Jürgen Rieger geleitet wird. Gerngesehener Referent ist der Anhänger der Apartheid auch beim rechtsextremistischen „Hilfskomitee Südliches Afrika“, das eng mit der neofaschistischen Zeitschrift „Nation & Europa“ zusammenarbeitet. Bei der „Nation & Europa“ ist er regelmäßiger Autor. Außerdem ist er Autor in der NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ und war Interviewpartner des deutschsprachigen Skinhead-Fanzine „Blood & Honour“ der zwischenzeitlich verbotenen gleichnamigen Neonazi-Organisation. Nordbruch trat mehrfach bei neofaschistischen Organisationen auf, sei es bei der Neonazi-Kameradschaft „Fränkischer Heimatschutz“, dem „Thüringer Heimatschutz“, der „Gesellschaft für freie Publizistik“ oder der NPD. Nordbruch hält außerdem enge Kontakte zum internationalen Netzwerk der Revisionisten – der Holocaustleugner.

Alle drei bestreiten in ihren Publikationen immer wieder, das der Zweite Weltkrieg von Deutschland ausgelöst wurde und relativieren die Verbrechen der Deutschen. Das Buch „Der Krieg, der viele Väter hatte“, von Schultze-Rhonhof hat sich zum Standartwerk der Geschichtsfälscher und Neonazis entwickelt.

Die ausgelegten Artikel befassen sich mit dem Aufstand der Herero von 1904 in der ehemaligen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ (dem heutigen Namibia). Darin wird der Völkermord bestritten und wieder die Schuld der Deutschen am Krieg und Massenmord geleugnet.

Drei der fünf Artikel stammen aus der extrem rechten und geschichtsrevisionistischen Zeitschrift „Deutsche Geschichte“.

Im Frühjahr gab es in Lüneburg eine kontroverse Debatte um die Benennung des Geländes der ehemaligen Schlieffenkaserne. In dieser Debatte hatte sich dann der Lüneburger Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) durchgesetzt, das zukünftige Baugebiet weiterhin nach dem Generalfeldmarschall im Deutschen Kaiserreich zu benennen. Schliefen war mitverantwortlich am Völkermord an den Herero.

Der Reservistenverband griff bei dieser öffentlichen Debatte offensichtlich auf extrem rechte Pamphlete zurück. Damit zeigt sich auch, was für ein Geist in diesen militaristischen Verbänden herrscht.

Die gültige politische und geschichtliche Bildung in der Bundeswehr und den Reservistenverbänden dient offensichtlich nicht dazu, Lehren aus der Geschichte zu ziehen und trägt erheblich zu Rechtsextremismus, Kriegs- und Gewaltbereitschaft bei.

Solche Vorfälle in den Reservistenverbänden sind mehr Quelle als Ergebnis der Rechtsentwicklung in der Gesellschaft und die Frage nach dem inneren Zustand, nach „Innerer Führung“ und nach Stellung der Rechtskräfte zum Militär und im Militär in besonderer Weise stellt sich wieder einmal aktuell.

Weiterführende Informationen zu Gerd Schultze-Rhonhof, Gert Sudholt und Claus Nordbruch [PDF]

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