Nazitreffen in Reppenstedt
In Reppenstedt bei Lüneburg, fand am Abend des 10. August 2007 ein Nazitreffen statt. Im „Gasthaus Reppenstedt“ traf sich der sog. „Stammtisch Nord“ mit Andreas Molau aus Denkte, dem Spitzenkandidaten der niedersächsischen NPD zur kommenden Landtagswahl. Der „Stammtisch Nord“ ist ein Koordinierungstreffen der militanten neonazistischen Kameradschaften aus Niedersachsen, Hamburg und der Altmark (Sachsen-Anhalt). Bei diesen konspirativen Treffen tauschen sich die Führungsaktivisten der Neonaziszene aus Norddeutschland aus und treffen Absprachen für ihre Arbeit.
Über einen Schleusungspunkt an der Autobahnabfahrt Lüneburg-Nord wurden die Neonazis nach Reppenstedt gelotst. Neonazis aus Uelzen und Lüneburg teilten dort entsprechende Karten mit der Wegstrecke aus. Der Hamburger Neonazi Torben Klebe reiste mit dem Zug an und wurde am Lüneburger Bahnhof von Andreas Nickel aus der Altmark dort abgeholt. Klebe ist ehemaliges Mitglied des in Deutschland verbotenen neonazistischen Skinheadnetzwerks „Blood and Honour“. Andreas Nickel ist einer der wichtigsten Organisatoren von RechtsRock-Konzerten in Norddeutschland.
Die Veranstaltung im „Gasthaus Reppenstedt“ begann um 20 Uhr und endete gegen 23.30 Uhr. An der Veranstaltung nahmen ungefähr 35 Personen teil, die aus den Landkreisen Celle, Hildesheim, Winsen-Luhe, Soltau-Fallingbostel, Ludwigslust, Salzwedel, Uelzen und Lüneburg kamen. Neben Andreas Nickel und Torben Klebe, befanden sich u.a. Thomas Wulff aus Amholz (NPD-Bundesvorstand), Dieter Riefling aus Hildesheim, Matthias Behrens aus Schneverdingen, sowie Klaus Hellmund und Dennis Bührig aus Celle unter den Veranstaltungsteilnehmern.
Zur Landtagswahl in Niedersachsen haben die Kameradschaften aus Niedersachsen angekündigt, die NPD im Wahlkampf zu unterstützen. Ohne die Unterstützung der Kameradschaften könnte die niedersächsische NPD keinen flächendeckenden Wahlkampf führen, da ihr dazu das Personal fehlt. Gab es in Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit der Kameradschaften mit der NPD, sorgt Andreas Molau seit einigen Monaten für eine engere Zusammenarbeit. Auf dem letzten Landesparteitag der NPD wurde Molau zum stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt und die Führungsposition des Landesvorsitzenden Ulrich Eigenfeld aus Oldenburg eingeschränkt. Vorher hatten die Kameradschaften angekündigt, nicht mit der NPD zusammenzuarbeiten, wenn Eigenfeld Landesvorsitzender bleiben sollte. Auch wenn Eigenfeld noch formal Landesvorsitzender ist, so gilt jetzt Andreas Molau als eigentlicher Kopf der niedersächsischen NPD.
Molau selbst kündigte inzwischen an, die NPD werde einen umfassenden Wahlkampf führen mit Flugblättern, Infoständen und einer Wahlkampfzeitung angeblich in Millionenauflage. Wobei die NPD versucht, ihren Spitzenkandidaten Molau medial in der Vordergrund zu stellen. Kommt er doch scheinbar seriös und eloquent daher. Setzte die NPD anfangs noch schwerpunktmäßig auf Themen wie Sozialabbau, Kinder, Umweltschutz oder Privatisierung, verschiebt sich die Agitation der Nazis zur Zeit immer mehr hin zur gewohnten rassistischen Hetze. So startete sie vor einigen Tagen die Kampagne „Sicher leben ohne Multikulti“. Diese Kampagne ist eine Fortsetzung der niedersächsischen NPD-Kampagne „Heinreise statt Einwanderung“. Hier wird auch der gewachsene Einfluss der Kameradschaften in der NPD deutlich, denen traditionelle und eindeutig rassistische Inhalte wichtiger sind, als sich als biedere „moderne Rechtspartei“ zu gerieren. Die Kameradschaften verstehen die NPD eher als Sperrspitze einer nationalsozialistischen Bewegung und die Partei als Mittel zum Zweck. In Reppenstedt wurde nun die gemeinsame Arbeit der nächsten Monate abgesprochen.
Die Veranstaltung war der Polizei zunächst nicht bekannt. Erst als ein Journalist sich bei der Polizei erkundigte, schickte die Lüneburger Polizei einen Wagen nach Reppenstedt. Die beiden Beamte notierten nur einige Autokennzeichen und verließen ohne weitergehende Ermittlungen den Ort.
Schon am 17. Dezember 2005 fand in der „Gaststätte Reppenstedt“ eine Naziveranstaltung statt. Das sog. „Sozialpatriotische Bündnis Lüneburg“ feierte dort seine „Weihnachtsfeier“.