Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen

Bleckede: Anschlag auf jüdischen Friedhof aufgeklärt!?

antisemitismusAm 22. April 2016 verkündete die Polizei, das der Anschlag auf den jüdischen Friedhof in Bleckede aufgeklärt sei und präsentierte eine Gruppe von 6 Jugendlichen im Alter von 13 bis 15 Jahren als Täter*innen. Eine 15-Jährige und zwei Jungen, je 14 und 15 Jahre alt, haben am 18. März 2016 den Friedhof zerstört. Die drei Anderen haben dabei „nur“ zugeschaut. Die 6 Jugendlichen haben sich einer Lehrerin anvertraut, weil sie ein schlechtes Gewissen plagte.

Kaum hatten die Jugendlichen ihre Tat eingestanden, wird versucht einen möglichen antisemitischen Hintergrund bei der Tat auszuschließen. Als Tatmotive werden „Übermut“ und „Zerstörungswut“ genannt. Auch sei bei den Jugendlichen kein „rechtes Propagandamaterial“ gefunden worden und sie sollen keine Verbindungen zur Bleckeder Naziszene haben. Eine Polizeisprecherin sagte: „Mittlerweile kann ein rechtsextremistischer Hintergrund komplett ausgeschlossen werden, auch wenn die Kinder und Jugendlichen sich zweifelsohne gedankenlos verhalten haben“. Die Polizei ermittele jetzt nur noch wegen Sachbeschädigung.

In der Lüneburger Landeszeitung werden die sechs Jugendlichen durchweg als „Kinder“ bezeichnet, womit ebenfalls das Bild von „Gedankenlosigkeit“ und „Übermut“ gezeichnet werden soll. Einher damit geht eine Relativierung der Schuld der Jugendlichen. Jeder Angriff auf einen jüdischen Friedhof oder andere jüdische Einrichtungen hat einen antisemitischen Kern im Tatmotiv! Es ist erschreckend, wenn jetzt versucht wird die Tat in Bleckede zu verharmlosen und zu verniedlichen. Auch wenn die Täter*innen keine organisierten Neonazis waren, so kann eine antisemitische Motivation bei der Tat nicht ausgeschlossen werden. Die Zerstörung eines jüdischen Friedhofs stellt immer auch einen Angriff auf das jüdische Leben dar.

Es ist erfreulich, das der Anschlag auf den Friedhof aufgeklärt ist. Was aber kein Grund dafür sein sollte, sich jetzt erleichtert zurück zu lehnen. Noch immer müssen Jüdinnen und Juden in Deutschland antisemitische Übergriffe befürchten und an den neonazistischen Aktivitäten in Bleckede hat sich nicht viel geändert.

Am 10. April 2016 haben wir mit dem „Mahngang – Gemeinsam gegen Antisemitismus“, an dem sich rund 200 Menschen beteiligten, unsere Solidarität ausgedrückt und sind für eine Gesellschaft eingetreten, in der Jüdinnen und Juden sich nicht vor antisemitischen Attacken fürchten müssen, niemand Angst haben muss, in der Öffentlichkeit eine Kippa zu tragen und jüdische Einrichtungen nicht weiter Ziel von Angriffen werden. Für eine Gesellschaft, in der alle ohne Angst verschieden sein können. Denn Solidarität ist die Schranke zur Unmenschlichkeit und der Kern unseres Menschseins.

Antisemitismus ist heute traurige Realität in Deutschland, was für uns bedeutet, die Erinnerung an die Millionen Opfer des deutschen Faschismus wach zu halten und weiterhin alles erdenkliche gegen Rassismus und Antisemitismus zu unternehmen.

Die Arbeitsgemeinschaft „Juden in Bleckede“ hat einen Spendenaufruf veröffentlicht, um den Friedhof wiederherzustellen und die zerstörten Grabsteine zu restaurieren. Die Kosten dafür werden auf mindestens 15.000 Euro geschätzt.

Wir rufen dazu auf, diese Spendensammlung zu unterstützen:

Kontoinhaberin: Stadt Bleckede

Sparkasse Lüneburg

IBAN: DE34240501100006000103

Verwendungszweck „Jüdischer Friedhof“

Die Informationsseite der AG: www.judeninbleckede.de

Ein weiterer Artikel zur Situation in Bleckede von „Aluhut für Ken“ (Facebook!)

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