Kein Zurück ins 19. Jahrhundert
Bildung für alle! Stoppt die AfD!
Am 19. September 2017 will die Stadtratsfraktion der AfD Lüneburg eine Veranstaltung im lüneburger Glockenhaus durchführen. Sie kündigt dafür Gunter Runkel (Kandidat zur Bundestagswahl) und Harm Rykena (Kandidat zur Landtagswahl) an, die zum Thema „Schulpolitik“ sprechen sollen.
Die AfD ist der parteigewordene Ausdruck eines gesellschaftlichen Klimas, welches von Ausgrenzung, Diskriminierung, Rassismus, Autoritarismus und Menschenfeindlichkeit geprägt ist. Der AfD ist es gelungen, diesen gesellschaftlichen Rechtsruck in Wählerstimmen und Fraktionen in den Parlamenten umzusetzen.
Die AfD ist eine rechte Partei, die nicht nur wegen ihrer rassistischen Positionen keine Alternative für die Mehrheit der Bevölkerung ist. Sie ist zudem extrem-kapitalistisch, gewerkschaftsfeindlich, anti-sozialstaatlich, rückschrittlich-familienorientiert, damit einhergehend frauenfeindlich und in Teilen fundamental christlich-religiös. Und reaktionär ist auch ihre Bildungspolitik, die einer partizipativen und demokratischen Schule entgegensteht und zu einer defizitären Demokratie beiträgt.
Kundgebung: Dienstag, 19.09.2017 – 18 Uhr – Glockenhof – Lüneburg
Aufruf – Infos – Hintergründe
Bildung nicht für alle
Im Bereich ihrer Bildungspolitik vertritt die AfD sozialselektive Positionen. Sie vertritt das klassisch neoliberale Survival-of-the-fittest-Menschenbild und den Egoismus des Rechts des vermeintlich Stärkeren. Die AfD hält an einem gegliederten Schulsystem fest, das Kinder und Jugendliche nach Leistungsfähigkeit sortiert. Sie will leistungshomogene Klassen, in denen nachweislich die Förderung persönlicher Begabungen und Bedürfnisse schlechter ist.
Die AfD setzt auf Selektion und Leistungsprinzip. Die AfD ordnet Bildung als Mittel zum Zweck der Ökonomie unter. Das kapitalistische Leistungsprinzip wird zum obersten Ideal, es dient im Positiven und Negativen als Maßstab für die Rechtfertigung gesellschaftlicher Anerkennung, manifestiert soziale Ungleichheit und steht somit konträr zum Solidaritätsprinzip, in dessen Rahmen die vermeintlich Stärkeren die Schwächeren zum Wohle der Allgemeinheit mitnehmen. Genau dies ist z.B. das Ziel des Modells der Gesamt- und Sekundarschule.
Der AfD geht es nicht um einen angeblichen Qualitätsverlust im Bildungsbereich, sondern um die Aufrechterhaltung eines Auslesesystems, dass ineffektiv, undurchlässig und somit ungerecht ist. Hier spiegelt sich ein fragwürdiges Verständnis von Gerechtigkeit wieder: Wer mehr hat und mehr gilt, hat entsprechend dieser Annahme mehr geleistet. Dabei berufen sich gerne die Personen auf das Leistungsprinzip, die von sozialer Ungleichheit profitieren.
Die AfD lehnt Lehrmodelle ab, die auf die individuellen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen zielen – egal welche kognitiven oder körperlichen Voraussetzungen sie mitbringen. Die Partei besteht auf eine Schulpolitik, die sich an einem Autoritarismus ausrichtet, der bei mangelhafter Leistungsfähigkeit mit Repressionen und Ausgrenzung droht.
Im Landeswahlprogramm der AfD in Sachsen-Anhalt von 2016 sprach die Partei von einer Rückbesinnung auf preußische Tugenden. Und in Nordrhein-Westfalen verlangte sie in ihrem Wahlprogramm von 2017 eine Abkehr vom „Genderismus“, der für eine angeblich existierende „Jungen-, Männer- und Väterdiskriminierung“ verantwortlich sei. Die Rückkehr zu geschlechtergetrennten Projekten solle dem entgegenwirken. Dass hier Gleichberechtigung nicht mehr gefördert, sondern auf trennende Elemente gesetzt wird, zeigt, dass die AfD deutlich für eine sichtbare und auch gesellschaftspolitische Trennung zwischen Männern und Frauen eintritt, die die Fortschritte der Gleichberechtigung der letzten 40 Jahre wieder aufheben will.
Ihren Vorstellungen entsprechend wird gemeinsames Lernen in der Schule von der AfD abgelehnt. Die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf ist für die AfD »ideologisch motiviert«. Sie koste zu viel und würde andere Kinder in ihrer Entwicklung hemmen. Deshalb lehnt die Partei eine über die Förderschule hinausgehende Beschulung und Integration von „behinderten“ Kindern ab. Sonder- und Förderschulen sollen aus- und abgegrenzt neben einem leistungsorientierten, gegliederten Schulsystem stehen. Auch spezielle Förderungen von Flüchtlingen lehnt die AfD ab. Anstelle mehr Geld für die Schulen und Unterstützung für die Lehrkräfte zu fordern, will die AfD einmal mehr bestimmte Bevölkerungsgruppen faktisch von Bildung und Chancen ausschließen.
Bildung für alle!
Bildungserfolg ist zum Großteil vom sozialen Umfeld des Kindes abhängig. Die meisten Schüler*innen bekommen denselben Schulabschluss wie ihre Eltern. Schulen können einige diese Nachteile, durch gemeinsames, selbstbestimmtes Lernen und Lernhilfen die alle nach ihre Fähigkeiten fördert, ausgleichen. Dadurch kommen mehr Jugendliche zu Abschlüssen und die Qualität der Bildung verbessert sich ebenfalls, wie es die allermeisten integrativen Gesamtschulen zeigen.
Bildung darf nicht von Geldbeutel der Eltern abhängen, sondern sollte allen ermöglicht werden. Erziehung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Schulen gehören ausfinanziert, mit mit genügend Lehrkräften und Sozialpädagog*innen ausgestattet und baulich renoviert. Schulklassen gehören verkleinert und Bildung muss in allen Bereichen kostenlos sein.
Auftrag von Bildung muss die Herausbildung selbstständig denkender, ihre gesellschaftliche Umwelt kritisch reflektierender Menschen sein. Eine solche Schule braucht Lebensweltorientierung und eine feste Verankerung in der gesamten Gesellschaft. Das Problem des Bildungssystems sind dabei nicht – wie die AfD behauptet – die Gesamtschulen und die Durchlässigkeit, sondern eine permanente Unterfinanzierung, die zugleich Einfallstor für Kooperationen mit finanzstarken Unternehmen ist. Trotz einiger Reformen im Bildungswesen, ist die Abhängigkeit des Bildungserfolges von Kindern weiterhin vom sozialen Status, Bildungsniveau und Einkommen des Elternhauses abhängig. Die AfD will diesen Zustand nicht nur verfestigen, sondern das Rad zurückdrehen, um eine Eliten-Selbstreproduktion wiederherzustellen.
Unsere Alternative heißt Solidarität!
Wir streben eine Gesellschaft an, die von vornherein die Bedürfnisse aller Menschen berücksichtigt und in der alle gleichberechtigt zusammen lernen, arbeiten und leben können. Eine inklusive Gesellschaft bedeutet, dass grundsätzlich jede*r überall teilhaben kann. Niemand darf aus Gründen ausgeschlossen werden, die in seiner Person liegen (z.B. Geschlecht, Religion, sexuelle Orientierung, Herkunft, Leistungsfähigkeit). Die Gesellschaft muss sich an den Bedürfnissen des Einzelnen orientieren, nicht der Einzelne an dem was die Gesellschaft ihm zu bieten bereit ist. Indem die AfD Migrant*innen und Menschen mit Handicap ablehnt, Schüler*innen nach Leistungsfähigkeit sortiert, Geschlechtergerechtigkeit und -vielfalt als ideologisch bezeichnet und Heterosexualität über jede andere Form der sexuellen Orientierung stellt, lehnt sie ein inklusive, vielfältige und gleichberechtigte Gesellschaft ab.
Einer Partei, die die zentralen Menschenrechte und Gleichwertigkeit aller Menschen angreift, darf kein öffentlicher Raum überlassen werden. Gegen die Inhalte der AfD gilt es die Stimme zu erheben!
Für eine solidarische Gesellschaft und ein schönes Leben für alle!
Kundgebung:
Dienstag, 19. September 2017
18 Uhr
Glockenhof (Glockenhaus / C&A)
Lüneburg
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