Biji Berxwedana Afrin – Es lebe der Widerstand in Afrin!
Frieden für Afrin!
Kundgebung & Demo:
Samstag, 24. März 2018
16 Uhr – Clamartpark
Lüneburg
Aufrufe – Redebeitrag
- Aufruf & Flyer – Die Linke Lüneburg
- Aufruf der Antifaschistischen Aktion Lüneburg / Uelzen
Biji Berxwedana Afrin – Es lebe der Widerstand in Afrin!
Seit Januar greift die türkische Armee die Demokratische Föderation Nordsyrien (Rojava) an. Unter dem zynischen Namen „Operation Olivenzweig“ steht der Kanton Afrin im Nordwesten Syriens jetzt seit Wochen unter massivem Beschuss durch die türkische Artillerie und türkische Kampfjets. Mit dutzenden Luftangriffen wurden zivile Viertel Afrins, Krankenhäuser und Stellungen der Volks- und Frauenverteidigungseinheiten (YPG/YPJ) bombardiert. Eingesetzt werden bei diesem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auch deutsche Kampfpanzer vom Typ „Leopard 2“. Auch ein Camp, in dem über 500.000 Geflüchteten aus anderen Teilen Syriens Zuflucht gefunden haben, wurde nicht verschont. Die türkische Besatzungsarmee rückt gemeinsam mit islamistischen Verbänden der so genannten „Freien Syrischen Armee“ an fünf Fronten auf Afrin vor. Mittlerweile konnten die türkischen Soldaten und die islamistischen Verbände große Teile Afrins einnehmen. Zehntausende Menschen sind auf der Flucht. Die Kräfte der YPG/YPJ leisten erbitterten Widerstand und versuchen den Schutz der Zivilgesellschaft zu gewährleisten und einen weiteren Vormarsch der türkischen Armee abzuwehren. Erdogan hat angekündigt, dass die Besatzung Afrins nur der erste Schritt in einem umfassenden Vernichtungsfeldzug gegen ganz Rojava und das selbstorganisierte, demokratische System in Nordsyrien sein soll.
Die imperialistischen Staaten USA und Russland lassen die Türkei in Afrin gewähren. Gestern noch waren die Volksverteidigungseinheiten von YPG und YPJ willkommene Verbündete im Kampf gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS/Daesh), heute werden sie dem Angriff der türkischen Armee überlassen. Doch YPG und YPJ leisten Widerstand gegen die zweitgrößte Nato-Armee und die mit ihr verbündeten dschihadistischen Banden. Noch im letzten Jahr haben sie die Dschihadisten bekämpft, die von der Türkei unterstützt wurden, jetzt kämpfen sie gegen die türkische Armee und dieselben Dschihadisten. Letztendlich ist dies nichts anderes als eine Fortsetzung des Kampfes gegen den IS/Daesh.
Der türkische Staat versucht in Afrin das demokratische Projekt, das unter größten Anstrengungen und schweren Opfern in den nunmehr fünf Jahren der Revolution aufgebaut und verteidigt wurde, zu zerschlagen. In Afrin wird nicht nur eine Stadt bombardiert. Die Bomben der türkischen Armee sollen die Errungenschaften eines Freiheitskampfs vernichten. Das gesellschaftliche Projekt des Demokratischen Konföderalismus basiert auf den Prinzipien von Frauenbefreiung, Ökologie und einer radikalen Demokratie. In Nordsyrien haben sich die Völker der Region ein gemeinsames Leben erkämpft, jenseits von Nationalismus, religiösem Sektierertum und imperialistischer Fremdbestimmung. In Nordsyrien wird heute eine Gesellschaft aufgebaut, in der Frauen ihre Geschicke selbstbestimmt in die Hand nehmen und autonome Frauenorganisierung in allen gesellschaftlichen Bereichen stattfindet. Diese Frauenrevolution ist die Garantie für den Erfolg der Revolution in Rojava. Mit einer kommunalen Ökonomie und einer basisdemokratischen Räteverwaltung wird versucht, ein Leben jenseits der kapitalistischen Verwertungslogik und staatlicher Bevormundung aufzubauen.
Die türkische Regierung führt auch im Osten des Landes, in Nord-Kurdistan, einen blutigen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung. Komplette Städte wurden dem Erdboden gleich gemacht, gezielt werden antike kulturelle Stätten durch die türkische Luftwaffe zerstört; der Ausnahmezustand des Landes, welcher bereits vielen Menschen das Leben gekostet hat, wurde erneut verlängert, sowie Oppositionelle und Journalist*innen zu Tausenden verhaftet. Trotz dieser Bedingungen sollen die türkisch-deutschen Beziehungen weiter intensiviert werden. Die loyale Position, die die deutsche Bundesregierung gegenüber dem faschistischen AKP-Regime einnimmt, hat Tradition. Während die Türkei mit deutschen Waffen einen Krieg gegen die kurdische Bewegung führt, wird eben diese Bewegung in Deutschland kriminalisiert, ihre Symbole werden verboten und kurdische Aktivist*innen mit Hilfe des §129 als sog. „Terroristen“ verunglimpft. Hiermit macht sich die deutsche Regierung zum Handlanger Erdoğans und somit mitschuldig für den Krieg in Kurdistan.
Während andere westliche Staaten die türkische Invasion tolerieren, leistet die Bundesrepublik Deutschland aktive Unterstützung. Deutsche Waffen und Kriegsgerät wie z.B. Leopard-II-Panzer werden gegen die Menschen in Afrin eingesetzt. Die Panzer werden vom deutschen Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann hergestellt und erst vor zwei Wochen versprach Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) seinem türkischen Amtskollegen Çavusoglu eine Aufrüstung der Panzer. Krauss-Maffei Wegmann stand 2011 in der Kritik wegen eines Deals von über 270 Leopard-II-Panzer mit Saudi-Arabien, welcher in Folge dessen platzte. 2013 genehmigte der Bundessicherheitsrat den Verkauf von 62 Panzern an Katar. Beide Staaten haben in der Vergangenheit die Banden des IS/ Daesh unterstützt.
Deutschland beteiligt sich auch seit Jahrzehnten an der Repression gegen Kurd*innen und kurdische Organisationen und Strukturen. Mit dem Verbot der PKK vor 25 Jahren wurde die politische Arbeit der im deutschen Exil lebenden Kurd*innen kriminalisiert und verfolgt. Anfang 2017 wurde diese politische Verfolgung mit dem Verbot der Symbole weiterer zahlreicher Organisationen u.a. der YPG und YPJ noch ausgeweitet.
Der jetzige Angriff auf Afrin ist ein Angriff auf das Herz der Befreiung und Freiheit der Menschen! Wir betrachten ihn als einen Angriff auf uns als weltweite radikale Linke. Für uns steht das Projekt des Demokratischen Konföderalismus für den Versuch, eine befreite Gesellschaft im Hier und Jetzt zu errichten – unter den Bedingungen des Krieges und imperialistischer Aggression. Der Freiheitskampf in Kurdistan gibt das Versprechen auf die Befreiung der Frau, ein friedliches Zusammenleben aller Menschen, unabhängig von Herkunft und Religion, auf ein Leben frei von Unterdrückung und Ausgrenzung und die Errichtung einer Welt des Friedens und der Freiheit!
Diese Ziele sind auch unsere Ziele! Der Kampf um Afrin ist auch unser Kampf!
Überall ist Afrin – Überall ist Widerstand!
Hoch die internationale Solidarität!
Es lebe der kurdische Freiheitskampf – Es lebe die YPG und YPJ!
- Redebeitrag von Olaf Meyer (Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen):
Rojbaş & Guten Tag!
Am 20. Januar 2018 hat die türkische Armee ihre militärische Offensive auf Afrin, den westlichsten Kanton der demokratischen Föderation Rojava in Nordsyrien, gestartet. Unterstützung erhält die türkische Armee von IS-Kämpfern und der sog. Freien Syrischen Armee, die mittlerweile bekannt dafür ist, ein Sammelbecken islamistischer und dschihadistischer Kämpfer aus dem Umfeld von Al-Quaida und der Al Nusra-Front zu sein. Der Angriffskrieg wird durch die Billigung Russlands, die Zurückhaltung der USA und der Mittäterschaft Deutschlands ermöglicht.
Die Angreifer sind zunächst in den Kanton Afrîn und jetzt in die Stadt eingedrungen. Der schnelle Vorstoß nach Afrîn-Stadt konnte gelingen, weil das Militärbündnis der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) sich zunächst zurückgezogen hat, um damit die Zivilbevölkerung in Sicherheit zu bringen.
Mittlerweile ist fast ganz Afrin besetzt, mehr als 500 Zivilist*innen wurden getötet. Hunderttausende Bewohner*innen, fast die gesamte Bevölkerung Afrins ist auf der Flucht.
Die ethnische „Säuberung“ des Gebietes von seiner kurdischen Bevölkerung und die Zerschlagung der kurdischen Freiheitsbewegung ist das erklärte Ziel Erdogans. Mittlerweile hat die türkische Armee auch Ziele im Irak angegriffen, um dort gegen die Kurdinnen und Kurden vorzugehen. Eine Ausweitung des Angriffskriegs ist zu befürchten und es droht eine weitere Eskalation im Mittleren Osten.
Erdogan führt aktuell seinen Vernichtungskrieg gegen die Kurdinnen und Kurden in der Region um Afrin, weil es dort der kurdischen Freiheitsbewegung gelungen ist, ein alternatives Gesellschaftsmodell aufzubauen. In Rojava wurde inmitten des Bürgerkriegs in Syrien ein basisdemokratisches Gesellschaftsmodell unabhängig von Assad oder islamistischen Milizen etabliert, welches sich am vom PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan formulierten “Demokratischen Konförderalismus” orientiert. Es steht für eine der wenigen fortschrittlichen Perspektiven für einen Frieden im Mittleren Osten. So garantiert es beispielsweise die Rechte aller Minderheiten, treibt die (Selbst-)Befreiung der Frauen massiv voran, zeigt Alternativen der Selbstverwaltung auf und setzt diese auch konkret um. Rätestrukturen fördern die Mitbestimmung der gesamten Bevölkerung, zur Produktion wurden Kooperativen gegründet und auch die vollständige Teilhabe von allen nicht-kurdischen Bevölkerungsteilen wurde ermöglicht. So ist es in Rojava, im Gegensatz zum Rest der Region, gelungen, die Ethnisierung der Konflikte zu vermeiden.
Für Frieden und Freiheit – nicht nur in Kurdistan – hat Abdullah Öcalan Lösungsansätze formuliert. In Afrin wird dieses alternative Gesellschaftsmodell umgesetzt und zur Zeit verteidigt. Wir fordern heute hier auch die Freilassung von Abdullah Öcalan und grüßen ihn von hier aus sehr herzlich.
Gegen die Unterdrückung der Herrschenden sowie die Hegemonie der Kapitalistischen Moderne, die auf Patriarchat, Staat, Macht und Gewalt basiert, stellen wir unsere Ideen eines geschlechterbefreiten, selbstbestimmten und freien Lebens entgegen. Ohne Staat und Herrschaft ist ein anderes, besseres Leben für Alle möglich.
Afrin wird heute angegriffen, um diese emanzipatorische und zutiefst menschliche Perspektive zu vernichten. Wir alle sind aufgerufen die Errungenschaften der kurdischen Revolution zu verteidigen!
Wenn wir heute hier in Lüneburg auf die Straße gehen und für Frieden in Afrin eintreten, dann lautet in diesem Kampf eine Forderung von uns auch: DAS PKK VERBOT AUFHEBEN! Genau jene Organisationen, welche erfolgreich gegen den IS kämpften, werden in der BRD kriminalisiert und verfolgt. So gilt hier seit 1993 ein Verbot der kurdischen Arbeiterpartei PKK. Es war die PKK, die das Leben von zehntausenden Jezidinnen und Jeziden und vielen anderen Volks- und Religionsgruppen im Shingal-Gebirge (Irak) verteidigte und die Jezidinnen und Jeziden zur Selbstverteidigung gegen den IS militärisch ausbildete und nicht die von der BRD bewaffneten kurdischen Peshmerga. Es war die PKK, die im Verbund mit anderen Kräften, den IS erfolgreich zerschlug und große Teile von Syrien befreite. Es ist die PKK, die seit Jahren für Frieden und Freiheit im Mittleren Osten kämpft. Doch gerade diese PKK, ist in der BRD weiterhin verboten. Auch heute hier in Lüneburg ist das Zeigen der Symbole der kurdischen Freiheitsbewegung und ihrer Organisationen verboten worden. Wenn wir aber eine Welt des Friedens und der Freiheit wollen, dann müssen wir die Positionen und Organisationen stark machen, die für dieses Ziel eintreten und sie nicht kriminalisieren. Die PKK ist keine „Terror-Organisation“. Sie ist vielmehr die Organisation, die ein wichtiger Bündnispartner im Mittleren Osten für eine demokratische Perspektive in der Region darstellt. Alle demokratischen Kräfte müssten ein Interesse an einem Austausch haben über die Ideen und Ansätze einer direkten kommunalen Demokratie und dem Zusammenleben jenseits kultureller, ethnischer und religiöser Grenzen, wie es aktuell in Rojava versucht wird. Die PKK und die mit ihr verbündeten Volksverteidigungseinheiten haben unsere Solidarität verdient, und keine Verfolgung!
Der jetzige Angriff auf Afrin ist ein Angriff auf das Herz der Befreiung und Freiheit der Menschheit! Wir betrachten ihn als einen Angriff auf uns als weltweite radikale Linke. Für uns steht das Projekt des Demokratischen Konföderalismus für den Versuch, eine befreite Gesellschaft im Hier und Jetzt zu errichten – unter den Bedingungen des Krieges und imperialistischer Aggression.
Rojava ist der Kampf für Freiheit inmitten von Unfreiheit und bedeutet für die Völker in der Region einen bedeutenden Fortschritt. Ansätze einer Gesellschaft ohne Rassismus und Patriarchat, einer Gesellschaft mit antikapitalistischer Perspektive werden in Rojava geschaffen. Der Freiheitskampf in Kurdistan gibt das Versprechen auf die Befreiung der Frau, ein friedliches Zusammenleben aller Menschen, unabhängig von Herkunft und Religion, auf ein Leben frei von Unterdrückung und Ausgrenzung und die Errichtung einer Welt des Friedens und der Freiheit!
Diese Ziele sind auch unsere Ziele! Der Kampf um Afrin ist auch unser Kampf!
Der Widerstand in Efrîn geht weiter, das heißt auch unser Kampf hier geht weiter. Wir wollen hiermit unsere Trauer über die getöteten Zivilist*innen aussprechen und den Gefallenen Kämpfer*innen versprechen, dass der Kampf weiter gehen wird. Sehit namerin!
In diesem Sinne: Gemeinsam kämpfen! HOCH DIE INTERNATIONALE SOLIDARITÄT!
Es lebe der Widerstand in Afrin!
Es lebe der kurdische Freiheitskampf!
Freiheit für Abdullah Öcalan!