Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen

Kein Bock auf Frei.Wild!

Keine Bühne für völkischen & nationalistischen Identitätsrock!

Am 21. April 2019 will die südtiroler Band „Frei.Wild“ im Rahmen ihrer „Zurück in die Clubs Tour“ in der Uelzener Jabelmannhalle auftreten. Das Konzert ist mittlerweile ausverkauft und so werden an diesem Abend einige hundert Fans dieser Band in Uelzen erwartet, deren Spektrum sich von sich selbst als „unpolitisch“ verstehenden „Deutschrock“-Fans über so genannte „Patrioten“ und Rocker bis hin zu Neonazis erstreckt. Ein breites Bündnis von verschiedenen Organisationen, Initiativen, Parteien und Einzelpersonen fordert die Absage des Konzerts und hat sich mit einem entsprechenden Offenen Brief an den Betreiber der Jabelmannhalle gewendet. Gegen das Konzert soll am Ostersonntag auch auf die Straße gegangen werden:

Kein Platz für völkische Musik in Uelzen

Friedensmarsch

21.April 2019, 17.00 Uhr

Herzogenplatz – Rathaus – Uelzen

Wir kritisieren die inhaltlichen Aussagen der Band und ihrer Fans genau so wie die Normalisierung von solchen Auftritten. Die Definition von Heimat über Tradition, Glaube, Sprache und Zugehörigkeit zu einem Volk grenzt Alle aus, die nicht in dieses Bild passen. Für Zugewanderte und Andersgläubige gibt es in der Heimat von Frei.Wild keinen Platz. Ihnen ist die Nation heilig, und sie darf nicht kritisiert werden.

Das solche Aussagen unkritisch hingenommen werden und solche einer Band eine Bühne wie der Jabelmannhalle überlassen wird, sagt genauso viel über die gesellschaftliche Lage aus, als auch über den Betreiber der Jabelmannhalle. Offensichtlich hat dieser kein Problem mit dem Konzert am Ostersonntag. Vermutlich weil sich damit gutes Geld verdienen lässt.

Hier zeigt sich auch, das rechte Positionen mittlerweile leider akzeptiert und für viele Menschen Normalität geworden sind. Widerliche Äußerungen von AfD Politiker*innen, rassistische Stimmungsmache gegen Geflüchtete, faschistische PEGIDA Demos und brennende Geflüchtetenunterkünfte haben solchen Zustände und Positionen zur Normalität gemacht. Frei.Wild bedient diese Stimmung und schlägt in genau diese Kerbe.

Der Erfolg der Band ist keineswegs Beleg dafür, dass diese politisch in Ordnung oder cool und akzeptabel ist. Es zeigt vielmehr auf, wie verbreitet und akzeptiert Nationalismus sowie rechte und reaktionäre Positionen in der Gesellschaft aktuell sind.

Frei.Wild ist eine rechte Scheißband:

Frei.Wild ist eine südtiroler „Deutschrock“-Band. Die Texte von Frei.Wild sind nationalistisch, islamophob und völkisch. So sorgt Frei.Wild in verschiedenen Liedern dafür, dass islamophobe und rassistische Ansätze musikalisch vertreten werden. In ihrem Lied „Brixen“ beschweren sie sich, dass „Bauten fremder Welten“ scheiße wären. In dem Lied „Land der Vollidioten“ beanstandet die Gruppe, dass Kreuze aus Respekt vor andersgläubigen Kindern aus Schulen entfernt werden. Dass die Schule nicht für eine religiöse Bildung stehen sollte, sondern das Religionsfreiheit besonders in staatlichen Institutionen umgesetzt werden muss, wird außer Acht gelassen.

Ein anderes Beispiel für das Surfen von Frei.Wild auf der rechten Welle ist das Lied „Unrecht bleibt Unrecht“, das die Band im Jahr 2016 als Reaktion auf die Geschehnisse in Köln veröffentlichte. Es suggeriert einerseits eine pauschale Bedrohung durch Geflüchtete und unterstellt andererseits einem ominösen „Ihr“, das wohl „die da oben“ darstellen soll, dass es Straftaten von Geflüchteten weniger hart verfolgen würde. Es heißt: „Hüllt euch nur weiter in euer Schweigen. Kocht sie noch höher, diese Angst. Gießt weiter Wasser auf die Mühlen. Und peitscht sie hoch, die Wut im Land. Verurteilt weiter Polizisten, schiebt weiter jeden Besorgten ins rechte Licht.“ Und im Refrain: „Unrecht bleibt Unrecht! Scheißegal, wer es schafft und was er glaubt. Wir fordern hier und heute Klartext, denn es ist so, das Volk hat Angst und es wird laut.“

Auch auf dem neuen Album „Rivalen und Rebellen“ fallen die allgegenwärtigen martialischen und kriegerischen Texte ins Auge, die sich zudem häufig einer Rhetorik bedienen, die rechter Gruppierungen um AfD und „Identitärer Bewegung“ nahe stehen. So wird zum Beispiel von „Gutmenschen“, „Einheitsbrei“, „Gleichstrom der Medien“, oder „System-Marionetten“ gesprochen. In dem Lied „Geartete Künste hatten wir schon“ wird der wachsende Einfluss rechter Bewegungen relativiert, wenn die Band Engagement gegen rechte Tendenzen mit den Worten „es gibt noch mehr als rechtsaußen“ kritisiert. Die Texte von Frei.Wild sind bewusst mehrdeutig und geben so Menschen mit rechter Gesinnung die Möglichkeit, sie mit ihren Inhalten zu füllen.

Eine Heroisierung des Völkischen, wie sie in den Texten der Band stattfindet, ist zudem immer ausschließend. Heimat wird als Blut-und-Boden-Mythos und als homogene Gemeinschaft dargestellt. Beispielhaft dafür steht das Lied „Wahre Werte“, in dem es heißt: „Wo soll das hinführen, wie weit mit uns gehen. Selbst ein Baum, ohne Wurzeln kann nicht bestehen. Wann hört ihr auf, eure Heimat zu hassen? Wenn ihr euch Ihrer schämt, dann könnt ihr sie doch verlassen. Du kannst dich nicht drücken, auf dein Land zu schauen, denn deine Kinder werden später darauf bauen. Sprache, Brauchtum und Glaube sind Werte der Heimat. Ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk.“

Meinungsfreiheit beansprucht Frei.Wild zwar immer wieder gerne, zieht sich bei jeder Kritik allerdings in eine Opferrolle zurück. In dem Lied „Wir reiten in den Untergang“ stellen sich Frei.Wild als Opfer einer Hetzkampagne dar und vergleichen sich im selben Atemzug mit den verfolgten Jüd*innen zur Zeit des Faschismus. Damit wird der Holocaust bagatellisiert und eine nicht hinnehmbare Gleichsetzung von Frei.Wild mit den Opfern des Hitlerfaschismus durchgeführt, die als antisemitisch bezeichnet werden kann.

Wenn Themen wie Heimat, Patriotismus und Traditionen angesprochen und glorifiziert werden, sind Menschen mit rechtem Hintergrund in der Fanbasis nicht verwunderlich. Dass Frei.Wild sich bewusst als unpolitische, geschichtsunwissende Band gibt, steht damit im starken Kontrast zu einem großen Teil ihrer Fans und ihren Texten.

Gegen Nationalismus, Rassismus und Volkstümelei!

Dass sich Frei.Wild und ihre Fans mit der positiven Bezugnahme auf das Konstrukt „Nation“ gegen den Freiheitsgedanken des gleichberechtigten Zusammenlebens aller Menschen positionieren, wird von ihnen nicht reflektiert oder ist ihnen egal. Denn Nationalismus ist immer ausgrenzend und braucht neben den Mitgliedern der Gemeinschaft auch Nichtmitglieder, die ausgeschlossen werden. Dabei wird die Gruppenzugehörigkeit noch durch das Konstruieren gemeinsamer Feinde verstärkt, was sich beispielsweise auch an den Namen der Platten wie „Feinde deiner Feinde“ bemerkbar macht. Wirkliche Freiheit wird nicht propagiert. Das nationale Konstrukt und die „Volksgemeinschaft“, in die sich selbige einordnen möchten, ist ein Macht- und Herrschaftsinstrument, welches im Gegensatz zum Konzept der Freiheit steht. Das nationale Kollektiv unterdrückt das Individuum, schaltet es mit seinen persönlichen Bedürfnissen und Eigenschaften gleich und reduziert es auf eine völkisch definierte Zugehörigkeit zur Nation.

Der Nationalismus und die damit heraufbeschworene Angst vor Überfremdung sind deshalb nicht wie Frei.Wild behaupten unpolitisch, sondern hochpolitisch. Vor diesem Hintergrund erscheint die Vergangenheit des Sängers der Band, Phillip Burger, ehemaliges Mitglied in der extrem rechten Partei „Die Freiheitlichen“ sowie Sänger in der mittlerweile aufgelösten Neonaziband „Kaiserjäger“, entgegen der Eigendarstellung als nicht abgeschlossen.

Die Band Frei.Wild wird schon seit langem für ihre völkisch-nationalistischen Texte kritisiert. In ihrem Auftreten verkörpert und ästhetisiert sie eine rechte Lebenswelt und bietet damit Anknüpfungspunkte für rechts-affine Menschen.

Insbesondere in Zeiten, in denen rechte Gruppen und Parteien zunehmend Aufwind erfahren und mit der AfD sogar in großer Stärke im Bundestag vertreten sind und es zu einer enormen Anzahl an Übergriffen gegen Geflüchtete sowie deren Unterkünfte kommt, bieten die Texte von Frei.Wild den Nährboden für völkisches, nationalistisches und rechtes Gedankengut. Hier gilt es jetzt einen Kontrapunkt zu setzen, gerade weil Freiwild von so vielen Menschen gehört wird und damit den gesellschaftlichen Diskurs nach rechts verschiebt.

Wir sprechen uns gegen diesen völkischen Dumpfsinn aus und meinen: Wer rechtes und menschenfeindliches Gedankengut verbreitet, muss kritisiert werden und die Konsequenzen tragen. Wer Frei.Wild eine Bühne überlässt, legitimiert deren Inhalte und leistet damit seinen Beitrag zum zunehmend menschenfeindlichen Klima in der hiesigen Gesellschaft.


Dem rechten Sounddreck den Saft abdrehen!


Offener Brief: https://buendnis-demokratie-toleranz-uelzen.de/offener-brief-voelkischer-musik-keine-buehne-geben/