Hände weg von unserem Trinkwasser!
Gemeinsam gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur!
Im Landkreis Lüneburg nördlich von Reppenstedt will Apollinaris Brands, ein Tochterunternehmen von Coca-Cola, einen 195m tiefen Brunnen bohren um dort aus einer dritten Entnahmestelle jährlich 350 Millionen Liter Wasser für ihre Marke VIO zu fördern. Begonnen werden soll mit einer „Probe“bohrung und „Probe“wasserentnahme von 118 Millionen Liter, die einfach in einen Bach geleitet werden sollen.
Hierbei soll festgestellt werden, ob die Einrichtung und der Dauerbetrieb dieses Brunnens Folgen für die Grundwassermenge habe. Das es Auswirkungen auf das Grundwasser haben wird, hat sich in der Praxis längst gezeigt: So hat Coca-Cola in Indien durch die Wasserentnahme für die Limonadenherstellung das Grundwasser soweit gesenkt, dass vielen Bäuer*innen die Lebensgrundlage entzogen wurde. Doch nicht nur Coca-Cola sorgt mit Wasserentnahmen für eine Senkung des Grundwasserspiegels, auch Konkurrent Nestlé entnimmt für ihre Marke Vittel, im gleichnamigen Dorf in Frankreich, soviel Wasser, dass dort jedes Jahr der Grundwasserspiegel um 30 Zentimeter sinkt. Coca-Cola begründet die Wasserentnahme – für die statt der üblichen 1,31€ pro Kubikmeter nur 0,09€ bezahlt werden soll – mit dem üblichen Argument der Sicherung von Arbeitsplätzen.
Unser Wasser gehört uns und nicht den Konzernen
Freitag, 28.08.2020 – Kundgebung – 16.30 Uhr – Marktplatz – Lüneburg
Coca-Cola: kein*e Menschenfreund*in!
Doch bei dem globalen Konzern geht es bei der Erweiterung der Wasserentnahme nicht um soziale Interessen, sondern um ökonomische Profitinteressen. So kann für einen Liter VIO bei Wasserkosten von 0,009 Cent ein tausendfaches im Verkauf erzielt werden.
Dass es Coca-Cola nicht um die Interessen der Arbeiter*innen geht hat der Konzern in der Vergangenheit genug gezeigt. Erinnert sei hier nur an die Zusammenarbeit mit faschistischen Todesschwadronen in Kolumbien oder Guatemala um Gewerkschafter*innen zu ermorden oder deren Arbeit zu verhindern. Zusätzlich wird mit Diktatoren zusammen gearbeitet um die Rechte der Arbeiter*innen zu beschränken, wie Beispielsweise in Swasiland.
Aber auch Menschen, die nicht bei Coca-Cola arbeiten leiden unter dem Unternehmen. So wurde in Panama die Bucht von Panama sowie die Schlucht von Vista Hermosa mit Färbemitteln verschmutzt. Für die Herstellung der Aluminiumdosen wird das benötigte Bauxit abgebaut und dabei die Umwelt zerstört. Die Menschen werden von ihrem Land vertrieben und drangsaliert, giftige Abfälle in der Natur abgelagert und auch in die Flüsse geleitet, was zu Fischsterben führt. Von den gesundheitlichen Folgen von überzuckerten Softgetränken für die Konsument*innen ganz zu schweigen.
Coca-Cola ist nur ein Beispiel des Gesamtproblems
Mit dem Aufstieg des kapitalistischen Wirtschafts- und Denksystems haben Industrialisierung, Zentralisierung und die gesteigerte Ausbeutung von Mensch und Natur fast überall auf der Welt Einzug erhalten – nicht selten durch direkten Zwang, durch Raub, Umsiedlung und Waffengewalt. Die Versorgung von Menschen mit den zum Leben notwendigen Dingen und die Versorgung mit Energie wurden fast restlos dem Diktat der Kapitalakkumulation und des Zentralismus unterworfen. Das gesellschaftliche Wissen selbst wurde mit Urheberrechten zur Ware gemacht, so wie das biologische Leben durch Patente.
Von Beginn an hat diese Zentralisierung und die damit verbundene Entfremdung des Menschen von der Natur zu Widerständen geführt, weil Kleinbauer*innen ihr Land nicht aufgeben wollten oder riesige Minen Menschen den Lebensraum wegnahmen. Zentralisierung und Durchkapitalisierung der Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern und Energie bedurfte deshalb seit Anbeginn dieser Entwicklung einer Rechtfertigungsstrategie der Herrschenden. Sie stellten die Behauptung auf, dass die weltweite Verbreitung von Marktwirtschaft, Zentralismus und moderne Staatsbürokratien den Menschen von den Zwängen der Natur emanzipiere und der Menschheit Fortschritt und globalen Wohlstand bringe. Die brutale Armut großer Teile der Weltbevölkerung, die Unfähigkeit des kapitalistischen Systems die Menschen mit dem Notwendigen zu versorgen und die Produktion mit den Gegebenheiten natürlicher Ressourcen in Einklang zu bringen, hat diese Behauptung Lüge entlarvt.
Die Industrialisierung und der mit ihr zusammenhängende Übergang von der feudalistischen zur kapitalistischen Produktionsweise führte und führt weltweit zu einer Abwanderung der ehemaligen bäuerlichen Bevölkerung. Das Dorf, Ursprung der modernen menschlichen Gesellschaft, wird zum Lieferanten für die Stadt degradiert. Die Mentalität in den Städten ist, mehr noch als auf dem Land, geprägt von Individualismus, Inwertsetzung, Konsum und Konkurrenz. Der Lebensraum wird zur Ware, wer kein Geld hat, wird verdrängt – nicht Bedürfnisse stehen im Vordergrund, sondern die Frage, wie sie sich in Kapital verwandeln lassen. Diese Mentalität, die die Städte zu kalten Orten der Isolation machte, ist der Kern der Logik des Kapitalismus.
Am Laufen gehalten wird diese Maschine des Kapitals durch diktierte Konkurrenz, durch das Prinzip „Alle gegen Alle“ und den ständigen Zwang, zu akkumulieren, also aus Kapital mehr Kapital machen zu müssen. Die Natur taucht in den Kalkulationen dieses Wirtschafts- und Denksystems nicht auf, doch ihre Ausbeutung macht sich heute so stark bemerkbar, dass sie schlichtweg nicht mehr ignoriert werden kann. Die Natur wird zum Selbstbedienungsladen, zur Lieferantin für Rohstoffe degradiert.
Folgen in der Natur
Und während ganze Generationen in Wellblechhütten zwischen Müllbergen groß werden, wird auch die Verschmutzung von Luft und Wasser zu einem immer größeren Problem. Auf den Ozeanen treiben Müllteppiche mit hunderten von Kilometern Durchmesser, das Trinkwasser ist zunehmend mit toxischen Stoffen belastet.
Selbst wenn viele Menschen in den Zentren der Kapitalistischen Moderne das Gefühl für das Klima und für Veränderungen in den ökologischen Zusammenhängen verloren haben, sind die Auswirkungen des Klimawandels für immer mehr Menschen direkt spürbar: Gletscher schmelzen ab, es kommt immer häufiger zu Umweltkatastrophen wie verheerenden Stürmen, Dürren und Waldbränden.
Weil die Mechanismen der Evolution an das Tempo des Klimawandels nicht angepasst sind, versuchen Expert*innen rund um den Globus Möglichkeiten zu finden, die Natur künstlich anzupassen. Doch das Wettrennen mit dem Klima ist nicht zu gewinnen. Weil sie genau das wissen, verbreiten Regierungen und Medien gerne dystopische Bilder der Katastrophe, die auf uns zu rollt. In Schockstarre, unfähig zu manövrieren dümpelt die Menschheit dem Abgrund entgegen – dieses Gefühl macht sich breit. Übersehen wird dabei zumeist, dass wir nicht auf die große Katastrophe, auf den Tag X zu warten brauchen. Er ist bereits da. Anstatt wie gelähmt darauf zu hoffen, dass uns die Staaten dieser Welt Lösungsvorschläge servieren, müssen wir, muss die Zivilgesellschaft handeln. Noch zu warten wäre Wahnsinn.
„Denn in der Modernen ist der Mensch nicht nur dem Menschen, sondern der ganzen Natur zum Wolf geworden.„
Nicht selten wurden die Menschen, die mehr oder minder im Einklang mit der natürlichen Umgebung lebten, gemeinsam mit der Natur ausgebeutet, versklavt oder massakriert. Der Aufstieg der kapitalistischen Zentren Europas und der USA baut weltweit nicht nur auf die Kontrolle von Ressourcen, Handelswegen und Absatzmärkten, sondern auf die Vernichtung indigener Völker auf. Die Massenmorde und Genozide an Hunderten von Millionen indigener ortsansässiger Menschen auf dem Amerikanischen, Asiatischen, Australischen und Afrikanischen Kontinent waren immer Teil des Ringens imperialistischer Zentren um Hegemonie, Macht über Mensch und Natur. Die kolonialen und neokolonialen Kriege waren auch immer Kriege gegen die natürliche Gesellschaft und die Natur selbst. Für nicht wenige Menschen dieser Welt bedeutete der Siegeszug der Kapitalistischen Moderne Vergewaltigung, brennende Wälder, Entlaubung, AgentOrange.
Die Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern sind es auch, die von der immer krasser werdenden Wasserknappheit betroffen sind. Wasser wird schon heute in militärischen Auseinandersetzungen und sozialen Konflikten als Kampfmittel eingesetzt. Und der Krieg um das Wasser wird sich noch weiter verschärfen.
In den nächsten Jahrzehnten werden zig Millionen Menschen, vor allem im globalen Süden, ihre Heimat verlassen müssen, weil das Ausbleiben von Regen, extremes Wetter und Hitze die landwirtschaftlichen Grundlagen zerstören und zu noch mehr Hunger und Armut führen. Die reicheren Zentren im globalen Norden, wo die Entscheidungen über Weltmärkte, Investitionen, gesellschaftliche und ökologische Zerstörung getroffen werden, schotten sich ab. Die Mauern und Kriege Europas und der USA dienen auch der Abschottung gegen die, die den zerstörten Existenzgrundlagen entkommen wollen.
Die Lüge vom grünen Kapitalismus
Die Apologet*innen der Idee des grünen Kapitalismus, der sich nicht nur in den Dienst der Kapitalakkumulation, sondern angeblich auch in den Dienst der Natur stellt, folgen nicht der Logik der Ökologie sondern der Logik des Verwertungszwangs, wenn sie sagen, dass die Natur nur zu schützen sei, wenn alles in ihr einen Preis bekomme. Sie behaupten, damit den Verschleiß der natürlichen Existenzgrundlage auszubremsen, schlichtweg, weil er sich verteuert. Doch letztlich vertieft die Inwertsetzung weiterer Bereiche des Lebens nur die Katastrophe und die Tendenz des Kapitalismus, alles zur Ware werden zu lassen, wird weiter verschärft. Die Frage, wer die Ausbeutung und Verschmutzung weiter vorantreiben darf, wird letztlich zu einer Frage des Geldes. Das Gefühl, die Natur schützen zu können, wird zu einem Luxus der Reichen, die sich über scheinbare Lösungen wie Bioprodukte und Elektroautos das schlechte Gewissen grünwaschen. Die Marktwirtschaft, egal wie oft mensch sie grün anstreicht, achtet auf die Natur nur solange, wie es sich rechnet. Hinter der sauberen Fassade geht die dreckige und zerstörende Produktion weiter. Am Konkurrenzzwang und der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft ändert das nichts.
Keine Zeit zum Warten
Anstatt die Ursache der Naturzerstörung, den Kapitalismus an sich, anzugehen, wird an den Symptomen herum geschraubt. Die Zusammenhänge zwischen Marktwirtschaft, Ausbeutung, Naturzerstörung, Krieg und Flucht zeigen, was das Ergebnis ist, wenn zentralistische und hierarchische Systeme versuchen, die Natur zu unterwerfen. Eine Lösung die diese Zusammenhänge ignoriert, eine Lösung innerhalb des bestehenden Systems ist nicht möglich. Eine Lösung ist nicht möglich, wenn wir weiter in einer Gesellschaft leben, in der alles zur Ware gemacht wird, in dem Privatbesitz an Produktionsmitteln und Land weiterbestehen. Nur die direkte und demokratische Kontrolle von Produktionsmitteln, Land und damit der ökologischen Ressourcen durch die Bevölkerung können eine sozio-ökologische Alternative schaffen.
Anstatt wie gelähmt darauf zu hoffen, dass uns die Staaten dieser Welt Lösungsvorschläge servieren, müssen wir, muss die Zivilgesellschaft handeln!
Die sozio-ökologische Alternative ist international.
System Change, not Climate Change!
Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen
Unser Wasser gehört uns und nicht den Konzernen
Freitag, 28. August 2020
Kundgebung
16:30 Uhr – Marktplatz – Lüneburg