Erinnern.Gedenken.Kämpfen
Gedenkkundgebung am 27.01.2022 in Lüneburg anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz
Am 27. Januar 1945 wurde das Massenvernichtungslager Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit.
Am Vormittag dies Tages erreichten die ersten Verbände der Roten Armee das Außenlager Auschwitz-Monowitz. Gegen 15 Uhr befreiten Rotarmisten auch das Stammlager sowie Auschwitz-Birkenau. Die meisten SS-Wachen waren geflohen und nur wenige leisteten Widerstand. Mit der Befreiung von Auschwitz beendete die Rote Armee auch die industrielle Vernichtung von Menschen.
Auch aus Lüneburg wurden Jüd:innen, Sinti*zze und Roma*nja sowie andere Opfer des deutschen Faschismus nach Auschwitz oder andere Vernichtungslager deportiert. Die durch einen beispiellosen Antisemitismus, Antiziganismus und Hass auf jene Menschen, die nicht zur nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ zählten, vorangetriebene Entmenschlichung führte dazu, dass weite Teile der Bevölkerung die Verbrechen vor ihrer Haustüre ignorierten oder dabei mitwirkten. Nach der Befreiung von Auschwitz und der militärischen Niederlage des Nationalsozialismus gelang es vielen der Täter:innen in der neuen Bundesrepublik Deutschland zurück in ein ziviles Leben oder gar in Amt und Würde zu kommen. So ist es bis heute nicht verwunderlich, dass sowohl in staatlichen Handlungen, wie in der Gesellschaft faschistische und nationalsozialistische Muster erkennbar sind. Eben jene Muster der Entmenschlichung, des blinden Gehorsams, der Ignoranz gegenüber Marginalisierten oder des Wegsehens, ohne einzugreifen und seine eigenen Handlungen nicht zu hinterfragen und sich auf diese Weise schuldfrei zu sprechen. Diese Strukturen gilt es zu bekämpfen, und die zunehmende Entmenschlichung und Verrohung der Gesellschaft nicht zuzulassen.
In Zeiten, in den die deutsche Geschichte verharmlost, relativiert oder geleugnet wird, ist es umso wichtiger, die Erinnerungen aufrecht zu erhalten. Nur durch die Auseinandersetzung mit dem Grauen der Vernichtungslager ist es möglich, Schlüsse für das Heute ziehen zu können.
Die aktuelle Verharmlosung und Relativierung der Naziverbrechen dürfen nicht unwidersprochen hingenommen werden. Die Feindseligkeit gegenüber Jüd*innen und dem jüdischen Staat nimmt öffentlich zu und der Antisemitismus ist auf dem Vormarsch.
Nur durch eine niemals endende Auseinandersetzung mit der Entstehung und Wirkungsweise des Nationalsozialismus wird es möglich sein, die gegenwärtigen Entwicklungen zu bewerten. Antisemitismus, Nationalismus und Faschismus sind nicht verschwunden – wir müssen die Erscheinungsformen von Antisemitismus, mit allen seinen Facetten und deren Ausprägungen erkennen und bekämpfen. Denn, wie der Schriftsteller und Auschwitz-Überlebende Primo Levi es einst formulierte: „Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen“.
77 Jahre nach der Befreiung wollen wir gemeinsam die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus aufrechterhalten und den Millionen Opfern des deutschen Faschismus gedenken. Auch widmen wir unser Gedenken allen Überlebenden und denjenigen, die Widerstand gegen den Faschismus leisteten und für eine Welt des Friedens und der Freiheit kämpften.
Der 27. Januar ist seit 1996 offizieller Gedenktag in Deutschland. Als Sinn dieses Gedenktages nennt die Proklamation: Die Erinnerung wach zu halten, zur Wachsamkeit zu mahnen und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenzuwirken. Gleichzeitig aber auch Mut machen den Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Faschismus aufzunehmen und der gesellschaftlichen Rechtsentwicklung ideologisch und auf der Straße entgegenzutreten. Unsere Aufgabe ist es heute, Antisemitismus und Rassismus zu bekämpfen, um für die Sicherheit aller Jüd*innen auf der Welt beizutragen.
Der Schwur von Buchenwald ist dabei Mahnung und Auftrag: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“.
Gedenkveranstaltung:
Donnerstag, 27. Januar 2022
19 Uhr
Wandrahmpark
(Eisenbahnwagon hinter dem Museum)
Willy-Brandt-Straße
Lüneburg
Eine Veranstaltung antifaschistischer Gruppen aus Lüneburg