Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen

Rojava verteidigen – Verteidigt die Flamme der Hoffnung!

Stoppt den Angriffskrieg der Türkei!

Seit dem 19. November 2022 Tagen führt das türkische Militär starke Angriffe auf die Autonomiegebiete in Nord- und Ostsyrien (AANES) sowie Südkurdistan durch Es sind die heftigsten Luftangriffe der türkischen Regierung seit vier Jahren. Die Türkei hat in mehreren Angriffswellen dutzende Luftschläge gegen die nordostsyrischen Autonomiegebiete sowie die Kurdistan-Region Irak geflogen. Mehrere Menschen wurden dabei 35 Menschen getötet und Dutzende verletzt. Viele der Angriffe richteten sich gezielt gegen zivile Siedlungsgebiete und Einrichtungen. Außerdem wurde ein großes Gefangenenlager bombardiert, wo Anhänger*innen des „Islamischen Staats“ interniert sind.
Zudem hat Erdogan einen neuen Angriffskrieg gegen die kurdischen Regionen in den beiden Nachbarländern angekündigt. Man sei derzeit dabei zu entscheiden, nicht ob, sondern wie groß die „Bodenoffensive“ ausfallen werde, sagte Erdogan in gewohnt martialischer Manier. Eine neuerliche Invasion an der Südgrenze der Türkei war schon vor sechs Monaten verkündet worden und steht nun offenbar unmittelbar bevor.

Parallel dazu bombardiert auch die iranische Armee kurdische Gebiete im Iran und Irak. Die Bombardierungen sind offensichtlich mit der US-Regierung abgesprochen, da die US-Regierung einen Tag vor Beginn der Bombardierungen ihren Staatsbürgern riet diese Regionen zu verlassen.

Dieser groß angelegte Angriff kommt nicht aus dem nichts, sondern steht im Kontext monatelanger Angriffe und verbaler Mobilmachung durch Erdogan und dessen Regierung. Dabei wurde in den letzten Monaten von der türkischen Armee auch verstärkt Giftgas eingesetzt. Aktuell nutzt sie den Anschlag in Istanbul am 13. November 2022 als Vorwand um in Rojava und dem Irak zu morden. Obwohl sich PKK und YPG direkt vom Anschlag distanzierten und diesen verurteilten. Stattdessen hat die mutmaßliche Attentäterin vielmehr Kontakte zum türkischen Staat und zur ultranationalistischen MHP. Das deutet viel stärker auf einen selbst verursachten Angriff hin, um den Krieg gegen die demokratischen Kräfte in Syrien weiter zu intensivieren und Wahlkampf für Erdogans angeschlagene Regierungspartei AKP zu machen.

Die deutsche Bundesregierung unterstützt den türkischen Krieg seit Jahren mit Waffen und Panzern und vor einigen Tagen tauschte sich die deutsche Innenministerin Nancy Faeser mit ihrem türkischen Amtskollegen über den gemeinsamen „Kampf gegen den Terror“ aus.

Mit den Angriffen auf die kurdische Selbstverwaltung in Rojava und Sengal macht die türkische Armee auch den Weg frei für ein Wiedererstarken des IS. Bereits jetzt haben islamistische Milizen der Nachfolgeorganisationen des Al Quaida Ablegers Al Nusra-Front in Idlib und Afrin neue „Kalifate“ errichtet, nach dem sie die anderen islamistischen Milizen verdrängt haben.

Die Regierung Erdoğan hat deutlich gemacht, dass ihre Expansionspolitik nicht aufhören wird, auch wenn dies die Verletzung internationalen Rechts und der territorialen Souveränität anderer Länder bedeutet. Bei der derzeitigen Neuordnung der geopolitischen Weltordnung haben die internationalen Mächte und die meisten Länder den Krieg verurteilt, den Russland in der Ukraine entfesselt hat, aber sie schweigen weiterhin zu den Bombardierungen und der Besatzungskampagne der Türkei in Kurdistan.

Chemische Waffen, demografischer Wandel, ethnische Säuberungen, systematische Bombardierungen und Drohnenangriffe sind Teil der Kriegsmaschinerie, welche die Türkei innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen gegen die Zivilbevölkerung und die kurdischen Selbstverteidigungskräfte einsetzt, was ihre Angriffe zu unwiderlegbaren Kriegsverbrechen macht. Gleichzeitig setzt das AKP-Regime ihre Politik der Erpressung Europas fort, indem sie die Geflüchteten als Druckmittel benutzt, um Erklärungen und Sanktionen gegen sie zu vermeiden.

Mehr als drei Jahre lang wird Rojava nun tagtäglich angegriffen. Drohnen, Luftschläge, Artilleriebeschuss, lokale und regionale Offensiven der türkisch unterstützten Söldnerbanden sowie das Abschneiden der Wasserzufuhr und die Zerstörung essentieller Infrastruktur durch Embargo und politische Isolation prägten diese Zeit. Die internationalen Hegemoniekräfte, in Form von Russland und den USA, haben der Türkei grünes Licht für ihre Vorhaben erteilt.

Solidarität mit dem Widerstand in Rojhelat und Iran!

Nach dem Mord an der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini (Jîna Emînî) durch die iranische Polizei breiten sich in Rojhelat (Ostkurdistan) und in ganz Iran Proteste aus, der Aufstand dauert mittlerweile mehrere Wochen an. Die Menschen kämpfen dort gegen ein faschistoid-theokratisches System.
Während Rojava und Südkurdistan massiv bombardiert werden, versucht das iranische Regime den seit vielen Jahren andauernden Kampf der Menschen in Ostkurdistan (Rojhilat) und Iran niederzuschlagen und den Status quo in der Region aufrecht zu erhalten. Wie die Türkei bombardiert auch Iran Kurdistan.
Der von den Frauen Rojavas, der Guerilla in den kurdischen Bergen und der kurdischen Freiheitsbewegung geprägte Slogan „Jin Jiyan Azadî“ ist zur verbindenden Kette eines gemeinsamen Kampfes um Befreiung geworden.
Der Kampf der Menschen in den Straßen Rojhilats und Irans, der Widerstand der Guerilla in den Bergen und der Kampf der Bevölkerung von Rojava sind EINS und können nicht voneinander getrennt verstanden werden!

Solidarität mit Rojava!

Die Angriffe auf Rojava und die demokratische Selbstverwaltung sind Angriffe auf eine Freiheitsbewegung und eine Perspektive des Friedens im Mittleren Osten. Die Revolution in Rojava ist zu einer Inspirationsquelle für Menschen und Bewegungen auf der ganzen Welt geworden, die für eine gerechtere Welt kämpfen.
Die Revolution von Rojava ist nicht erst seit den aktuellen Angriffen gefährdet. Auch wenn der IS militärisch in Nordsyrien geschlagen ist, ist seine faschistoide Ideologie lange nicht ausgelöscht. Im Gegenteil: Gerade in den von der Türkei besetzten Gebieten treiben Dschihadisten weiter ihr Unwesen, terrorisieren Andersdenkende, begehen Kriegsverbrechen und betreiben ethnische Säuberungen. Der türkische Staat befördert nicht nur in Syrien die Ideologie des IS, sondern ist gegenwärtig in einer Vielzahl von Ländern der Region als Kriegstreiber aktiv. Nach den militärischen Aggressionen in Libyen, Südkurdistan (Nordirak) und Berg-Karabach widmet sich die türkische Kriegspolitik jetzt erneut verstärkt Gebieten in Nordsyrien. In den vergangenen Monaten gab es fast täglich in den Gebieten der demokratischen Selbstverwaltung tödliche Drohnenangriffe durch die Türkei.
Die Gefahr einer Bodenoffensive durch die türkische Armee sowie die Besetzung von Gebieten in Nordsyrien und die damit verbundene Vertreibung von abertausenden Menschen existiert zur Zeit ganz konkret.

Die kurdischen Widerstandskämpfer*innen in Kobanê, Hesekê, Minbij und all den anderen Orten, kämpfen nicht nur gegen den Aggressor Türkei, sie verteidigen auch ein anderes Gesellschaftsmodell geprägt von Basisdemokratie und Geschlechtergerechtigkeit. Frauen kämpfen nicht nur in den Verteidigungseinheiten, sondern sie stellen die Vorreiter*innen im Aufbau einer multiethnischen, emanzipierten, demokratischen Gesellschaft dar. Nicht nur die Verwaltung, sondern auch die Ökonomie wird demokratisiert. So wird auf allen
Ebenen eine demokratisch-ökologische Alternative zur kapitalistischen Moderne aufgebaut. In Rojava wird nicht nur eine Region verteidigt, sondern die Werte und die Hoffnung der Menschlichkeit!

Defend Kurdistan!

Wir rufen zur Solidarität mit der kurdischen Bevölkerung auf und gegen die imperialistische und kriegerische Politik des türkischen Staates ein Zeichen zu setzen.
Wir rufen auch dazu auf, den in Kurdistan begonnenen revolutionären Prozess zu verteidigen, dessen Paradigma auf der Befreiung der Frauen, der radikalen Demokratie und dem ökologischen Leben als Ausdruck einer freien Gesellschaft beruht.

Bijî Berxwedana Rojava!
Bijî Berxwedana Gerîla!

TagX ist Jetzt! Sofort aktiv werden, alle zusammen: riseup4rojava.org/tagx-ist-jetzt/

Die Kampagne Defend Kurdistan ruft zu weltweiten Aktionen zwischen dem 30. November – der UN-Gedenktag für alle Opfer chemischer Kriegsführung – und dem 3. Dezember auf: defend-kurdistan.com