Quo vadis SPB?
Für den 16. Dezember 2006 lud Hans-Gerd Wiechmann zu einer Weihnachtsfeier des „Sozialpatriotischen Bündnis Lüneburg“ ein. Für die Veranstaltung mit einem Essen für 12 Euro wurde als prominenter Gast der stellvertretende Bundesvorsitzende und MdL in Sachsen, Holger Apfel, angekündigt. Doch offensichtlich kam dieser Einladung niemand nach. Hans-Gerd Wiechmann verbrachte den Abend Zuhause.
Vor einem Jahr nahmen noch ca. 25 Neofaschisten an dieser weihnachtlichen Zusammenkunft in Reppenstedt teil. An der Veranstaltung am 17. Dezember 2005 nahmen damals die Mitglieder des Bundesvorstands der NPD, Peter Marx und Frank Rohleder, sowie der stellvertretende Vorsitzende der niedersächsischen NPD, Adolf Dammann, teil.
In diesem Jahr gelang es Hans-Gerd Wiechmann nicht seine Weihnachtsfeier durchzuführen und sein neofaschistisches Sammlungsbündnis scheint vor dem Aus zu stehen. Seit der letzten Weihnachtsfeier hat sich der lang andauernde Streit innerhalb der NPD auf Landes- und Ortsebene fortgesetzt und verschärft.
Wiechmann ist Anfang Sommer 2005 angetreten, die verschiedensten Spektren der neofaschistischen Szene im Landkreis Lüneburg zu vereinigen und somit die NPD als Partei zu unterstützen. In seinem „Sozialpatriotischen Bündnis“ mischten zunächst ehemalige Mitglieder der Republikaner und DVU sowie einige wenige Mitglieder der regionalen NPD mit. Aktivitäten gingen von diesem Bündnis keine aus. Außer das Wiechmann als „Vorsitzender“ des Bündnisses auf diversen Naziaufmärschen in Norddeutschland oder bei NPD-Versammlungen auftrat. Bis auf die Naziaufmärsche am 8. Oktober 2005 in Langwedel und am 28. Januar 2006 in Lüneburg, wo Wiechmann jeweils drei seiner Bündnismitglieder mobilisieren konnte, tauchte er immer allein bei den verschiedenen Naziveranstaltungen auf oder war in Begleitung Lüneburger NPD-Kader.
Spitzelvorwurf
Wiechmann war von Anfang an umstritten in der Lüneburger extremen Rechten. Schon im Jahr 2001 warf man ihm vor, ein Spitzel des Verfassungsschutzes zu sein. Mit Argwohn beobachteten die Lüneburger NPD-Funktionäre Christian Berisha, Manfred Börm und Malte Holzer die Aktivitäten und Sammlungsbemühungen von Wiechmann. Nachdem Wiechmann immer häufiger mit dem Hamburger Nazi-Aktivisten Christian Worch auftrat, gingen die Lüneburger NPD-Funktionäre weiter auf Distanz zu ihm. Christian Worch gilt als einer der Köpfe des Teils der Kameradschaftsszene, die der NPD ablehnend gegenüberstehen. Hinzu kommt die Angst, dass Wiechmann durch Intrigen und cholerische Ausfälle, den Unterbezirk Lüneburg und den Landesverband der NPD zum Zusammenbruch bringt. Ganz unbegründet ist diese Angst nicht. Schon den Landesverband der Republikaner, dessen Vorsitzender Wiechmann bis März 2005 war, führte er in die Bedeutungslosigkeit. Auch dort war Wiechmann an internen Streitigkeiten maßgeblich beteiligt.
Putschversuch
Aktuell ist Wiechmann auch einem Putschversuch im niedersächsischen Landesverband der NPD beteiligt. Im Hinblick auf die niedersächsischen Landtagswahlen im Januar 2008 wächst der Widerstand gegen den bisherigen Landesvorsitzenden Ulrich Eigenfeld. Am 11. Dezember 2006 wurden dem NPD-Landesgeschäftsführer Malte Holzer (wohnhaft in Amelinghausen) eine mehrseitige Unterschriftenliste, auf der 67 Unterzeichner einen Sonderparteitag „zum Zwecke einer Vorstandsneuwahl“ der NPD in Niedersachsen fordern. In einer Erklärung geben diese NPD-Mitglieder als Ziel die Abwahl Eigenfelds an, da unter dessen Führung die Gefahr bestehe, dass auch die zukünftige Wahl, „wie in der Vergangenheit geschehen“, auf die „leichte Schulter“ genommen werden könnte. Ziel der NPD-Rebellen ist es nach eigenen Angaben, bei der anstehenden Landtagswahl in Niedersachsen ein Ergebnis zu erzielen, „dass uns in die staatliche Parteienfinanzierung einbringt“. Das ginge jedoch nur mit Wahlkampfunterstützung der Kameradschaften und die zeigten unter dem amtierenden Landesvorstand ihr Desinteresse. Christian Worch aus Hamburg spielt dabei die machtvolle Position der Freien Nationalisten aus. Er schreibt in einem Rundschreiben dazu: „Daher haben maßgebliche parteifreie Aktivisten aus Norddeutschland bereits erklärt, einen unter Leitung von Adolf Dammann stehenden Landesverband im Wahlkampf unterstützen zu wollen.“ Während das Interesse „im Falle der Fortdauer“ von Eigenfeld „gegen null tendiert“.
Wiechmann, der ein enger Vertrauter von Dammann und Worch ist, gilt als einer der Drahtzieher dieses Putschversuchs und erhofft sich sicherlich einen Vorstandsposten in Niedersachsen. Welche Position die Lüneburger NPD in dieser Auseinandersetzung einnimmt, bleibt abzuwarten. Eine herausragende Position von Wiechmann im Landesverband wird sie sicherlich nicht ohne weiteres hinnehmen.
Hans-Gerd Wiechmann gelang es bis jetzt nicht, sein „Sozialpatriotisches Bündnis“ mit Leben zu füllen und irgendwelche Aktivitäten zu entfalten. Bislang ist dieses Bündnis nur ein Name auf dem Papier, mit dem Wiechmann hausieren geht. Während Wiechmann vor Ort keine größere Rolle in der extremen Rechten spielt, nehmen seine Aktivitäten auf Landesebene zu und sein Einfluss nimmt zu.
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