Anschlag auf jüdischen Friedhof in Bleckede
Zwischen dem 17. und 19. März 2016 wurde der jüdischen Friedhof in Bleckede zu großen Teilen zerstört. Mehrere Grabsteine wurden aus dem Boden gerissen und umgeworfen, Grabplatten zerschlagen und einige herausgeschlagene Bruchstücke entwendet.
Dies ist nicht der erste antisemitische Anschlag auf den Friedhof. In den 1980er Jahren wurde der Friedhof gleich dreimal geschändet. Im April 2014 wurde rechte Symbole, u.a. die Odalrune, in einige Grabsteine geritzt.
Antisemitische Anschläge finden seit Jahrzehnten in Deutschland statt. In ihnen drückt sich der Hass der Antisemiten auf Jüdinnen und Juden oder den Staat Israel aus. Dies äußerte sich beispielsweise in der Zerstörung von jüdischen Friedhöfen, der Leugnung der Shoah, also des Massenmordes an den europäischen Jüdinnen und Juden oder Anschläge auf Synagogen.
Der aktuelle Anschlag in Bleckede ist der Höhepunkt einer Reihe von neofaschistischen Aktivitäten in Bleckede. Seit Sommer 2012 finden sich dort regelmäßig Nazischmierereien im Ort. So wurden regelmäßig Hakenkreuze und Naziparolen an Wände gesprüht. Immer wieder tauchten dort Aufkleber verschiedenster neofaschistischer und rassistischer Gruppierungen, wie der NPD, Nazikameradschaften oder der „Identitären Bewegung“ auf. Im November 2012 wurde auch schon das Mahnmal für die ermordeten Jüdinnen und Juden in Bleckede mit Hakenkreuzen beschmiert.
Verantwortlich für diese rechten Aktivitäten ist ein Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Bleckede, bei der nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe oder Partei der Extremen Rechten oder eine formale Organisationsstruktur wichtig ist, sondern die eigene Clique. Dieser Freundeskreis und sein Umfeld definiert sich über bestimmte Musikgruppen, eine scheinbar rebellische Attitüde und gemeinsame Freizeitgestaltung. Aus dieser Gruppe kommt es aber auch zu Bedrohungen von Flüchtlingen und Menschen, die das rechte Gedankengut ablehnen. Wortführer dieser rechten Clique ist Dominik Grothe, der im Jahr 2014 am Rande einer Party im Bleckeder Haus zwei Jugendliche zusammengeschlagen und verletzt hat. Ziel der Gruppe ist eine Dominanz in Bleckede herzustellen und Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, einzuschüchtern und auszugrenzen. Aus ihrer rassistischen und faschistischen Einstellung machen sie dabei keinen Hehl.
Bleckede machte erst vor einigen Wochen bundesweit Schlagzeilen. Nach der Intervention von einigen Eltern nahm der evangelische Kindergarten eine Arbeitsgelegenheit für einen Flüchtling zurück. Mittels einer eindeutig rassistischen Formulierung machte die Kita-Leitung ihre Entscheidung öffentlich und sorgte für bundesweite Schlagzeilen. Ein anderes Beispiel für rassistische Ausgrenzung von Flüchtlingen in Bleckede ist ein Fitnessstudio, wo mehrere Flüchtlinge mit den Worten „not for dark skin“ abgewiesen wurden. Dieser offene Rassismus verwundert wenig, da dort auch Männer mit eindeutig rechten Tätowierungen willkommen sind und Musik der neonazistischen Hooligan-Band „Kategorie C“ gehört wurde.
Die Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen ruft dazu auf, sich den rechten Aktivitäten in Bleckede entgegenzustellen und die Nazis dort zu stoppen. Jetzt nutzt kein Warten auf staatliche Intervention, kein Wegschauen, kein Ignorieren oder Hoffen auf bessere Zeiten. Das einzige, was hilft, ist antifaschistische Gegenwehr. Antisemitische Anschläge, egal von wem sie verübt wurden, dürfen nicht unbeantwortet bleiben.
Die Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen fordert die Stadt Bleckede auf, den zerstörten jüdischen Friedhof umgehend zu restaurieren, für eine angemessene Pflege und den Schutz des Geländes zu sorgen. Gemeinsam mit anderen Gruppen und Initiativen wird in den nächsten Tagen eine Spendensammlung initiiert, um die Restaurierung des Friedhofs auch finanziell zu unterstützen.
Lüneburg, 23. März 2016
Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen
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– Informationen über den jüdischen Friedhof in Bleckede
– Chronologie antisemitischer Vorfälle in Deutschland
– November 2012 – Hakenkreuze auf Mahnmal für die ermordeten Jüdinnen und Juden in Bleckede
– Bilder und weiterer Bericht
– Bleckeder Bündnis für Toleranz
· Schlagwörter: Antisemitismus, Bleckede, Jüdischer Friedhof, Landkreis Lüneburg