Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen

8. März – Frauen* kämpfen international!

Der 8. März als internationaler Frauen*kampftag steht weltweit für den Kampf für rechtliche, politische und wirtschaftliche Gleichstellung, das Recht auf körperliche Unversehrtheit und ein selbstbestimmtes Leben. Die Wurzeln des 8. März liegen in den Frauen*kämpfen Anfang des letzten Jahrhunderts. 1910 rief die Kommunistin Clara Zetkin dazu auf, jährlich einen internationalen Frauen*kampftag durchzuführen. Seitdem gehen jedes Jahr Millionen Frauen* weltweit auf die Straßen im Kampf gegen Patriarchat, Gewalt, Sexismus, Kapital und Herrschaft.

In Zeiten erstarkender reaktionärer Bewegungen, die bisherige Errungenschaften der feministischen Bewegung rückgängig zu machen drohen, scheint dieser Kampf wichtiger denn je. Auf der ganzen Welt schließen sich deshalb rund um den 8. März Frauen* und Queers zusammen, um gemeinsam zu streiken – denn trotz Frauen*wahlrecht und theoretischer Chancengleichheit in Beruf und Bildung in vielen Ländern sind es immer noch wir, die am stärksten von Ausbeutung und Unterdrückung betroffen sind.

8. März 2019 – Kundgebung in Lüneburg – 13 Uhr – Marktplatz

Aufrufe – Termine – Informationen


Auch nach über 100 Jahren feministischer Bewegung sind wir von einer Befreiung aus patriarchalen Strukturen noch weit entfernt. Das können wir nur ändern, wenn wir uns unserer Stärke bewusst werden und uns gemeinsam wehren.

In Spanien legten letztes Jahr bereits Millionen von uns ihre Arbeit in Betrieb und Haushalt nieder, und in zahlreichen anderen Ländern erstarken die Streikbewegungen – auch in Deutschland.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit und noch viel mehr!

Wir haben Grund zu streiken, weil Frauen* in der kapitalistischen Gesellschaft doppelt ausgebeutet werden: Durch Lohnarbeit und unbezahlte Reproduktionsarbeit. Obwohl heute viele Frauen* außer Haus arbeiten sind es weiterhin sie, die hauptsächlich die Haus-, Erziehungs-, und Pflegearbeiten erledigen. An der Arbeitsteilung in Familien und in Partnerschaften ändert sich nichts, wenn die Frauen* arbeiten gehen. In Deutschland wurde in den letzten Jahren ein riesiger Niedriglohnsektor geschaffen und prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen wurden ausgebaut.

Es sind vor allem Frauen*, die in Teilzeit arbeiten oder geringfügig beschäftigt sind. Ohne staatliche Unterstützung kommen etliche nicht aus. Die daraus resultierende Altersarmut ist bei vielen vorprogrammiert. Die herrschende Ungleichheit wird auch bezüglich der Reproduktionsarbeit deutlich. Egal ob im Privaten oder im Beruf – Care-Arbeit (Kinderbetreuung, Kranken- und Altenpflege, Haushalt) wird nach wie vor großenteils von Frauen* erledigt. Dass diese für gleiche Arbeit genauso bezahlt werden wie ihre männlichen Kollegen, ist seit Jahrhunderten eine direkte Frage der Gerechtigkeit.
Denn es ist schlicht ungerecht, dass Frauen* für gleiche Arbeit im Schnitt immer noch 21 Prozent weniger verdienen als Männer*. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, das forderten bereits die Frauen*, die vor genau 100 Jahren das Wahlrecht für Frauen* durchgesetzt haben. Von echter Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern ist Deutschland aber immer noch weit entfernt. Besonders Migrantinnen* und geflüchtete Frauen* sind von der zunehmenden Ausbeutung durch Lohnarbeit betroffen. Migrantinnen* haben oft keine andere Wahl, als in schlecht bezahlten und häufig illegalen Beschäftigungsverhältnissen zu arbeiten. Dies alles sind Formen der strukturellen patriarchalen Gewalt im kapitalistischen System, die wir Frauen* tagtäglich erfahren. Das kapitalistische System profitiert ungemein von der Rolle der Frauen* durch unbezahlte Erziehungs- und Haushaltsarbeit sowie den massiven Einsatz im Niedriglohnsektor und die Vermarktung des Körpers der Frau* als Ware. Wir sagen: Her mit gleichem Lohn für gleiche Arbeit!

Kampf gegen Gewalt, Sexismus und Rassismus – überall!

Wir haben Grund zu streiken, weil Frauen* tagtäglich in allen Bereichen ihres Lebens körperliche, sexuelle, psychische und ökonomische Gewalt erleben, als wäre es ein selbstverständlicher Akt.

Diese Gewalt findet großenteils im persönlichen Umfeld der Betroffenen statt. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen nicht um Einzeltaten, sondern um systematische patriarchale Gewalt. Morde, Vergewaltigungen oder Gewalt gegen Frauen* in der Familie, auf der Straße oder am Arbeitsplatz verschwinden statistisch und werden zum „Familiendrama mit tödlichem Ausgang“, „erweiterten Suizid“ oder „Eifersuchtsdrama“. Damit wird Gewalt an Frauen* als privates oder individuelles Problem gesehen.
Das schlimmste ist, dass das Thema in Deutschland jahrzehntelang regelrecht totgeschwiegen wurde, als gäbe es hier keine Gewalt an Frauen*. Eine „eingereiste“ Kultur der „Anderen“ wird hier als ursächlich für sexualisierte Gewalt ausgegeben. So wird Migrantinnen* und geflüchteten Frauen* oft die Rolle der unterdrückten Frau* zugeschrieben und Migranten und geflüchteten Männern* die Rolle des sexuell aufgeladenen, gewalttätigen Mannes*. Rechten Frauen wie Männern oder rechten Gruppierungen und Parteien geht es nicht um die sexuelle Gewalt in unserer Gesellschaft, die von Männern jeglicher Herkunft ausgeht, sondern um die große Gefahr von “außen“. Sie sehen nur den Sexismus der Anderen – und nur der Anderen – der eine Gefahr für die eigene Kultur und weiße Frauen sei. Die eigene männliche Hegemonie und deren toxischen Auswirkungen sind ihnen jedoch nicht der Rede wert. So wird einerseits damit rassistische Hetze betrieben, auf der anderen Seite werden Asyl- und Ausländergesetze verschärft.

Weltweit werden LGBTIQ* aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität diskriminiert, verfolgt, geschlagen oder ermordet. Für viele ist das der Grund, weshalb sie eine ebenso gefährliche Flucht aus ihrem Herkunftsland auf sich nehmen.

Auch das Recht auf körperliche Selbstbestimmung von Frauen* ist nach wie vor weder gesetzlich noch praktisch gegeben, was die aktuelle Debatte um den Abtreibungsparagraphen 219 zeigt.

Seit Jahrtausenden sind Frauen* und Kinder in besonderem Maße Opfer der Kriege um Profit und Einfluss. Damals wie heute erleben Millionen Frauen* in Kriegen alle erdenklichen Formen der Gewalt und Unterdrückung. Massenvergewaltigung, Femizide und Versklavungen werden als Kriegswaffe genutzt, um Frauen* zu brechen und die ganze Gesellschaft anzugreifen. Tausende von Frauen* sind immer noch traumatisiert und mussten Kinder von Vergewaltigern alleine aufziehen. Sie sind gebrandmarkt und müssen in der Folge weitere Unterdrückung durch die Gesellschaft erleben.

Ermordungen von tausenden Frauen* im Nahen Osten werden durch Diktaturen wie die Türkei, Saudi Arabien und Katar gefördert. Es sind aber eben diese Staaten, die die engsten Bündnispartner unter anderem von Deutschland sind und mit denen europäische Konzerne enorme Profite durch Rüstungs- und Waffenexporte machen. Die Kriege, die die NATO-Staaten in den letzten Jahrzehnten im Nahen Osten geführt haben, haben die Situation für Frauen* massiv verschlechtert und reaktionäre, religiös-fanatische, faschistische Organisationen wie IS oder El Nusra stark gemacht.

Das kapitalistische imperialistische und patriarchale System dient einer Minderheit und hält Milliarden in Ausbeutung und Unterdrückung.

Gleiche politische und soziale Rechte für geflüchtete Frauen* und Migrantinnen*

Wir haben Grund zu streiken, weil geflüchtete Frauen* und Migrantinnen* ihre Heimat aus politischen, wirtschaftlichen oder aus Gründen der Gewalt verlassen müssen. Die Migrantinnen* und geflüchteten Frauen*, die unter das Ausländergesetz oder Asylgesetz fallen, leiden besonders unter den Problemen. Für viele der Frauen* ist die Bewilligung ihres Aufenthaltstitels an den ihres Mannes* gekoppelt. Wenn diese Frau* Gewalt in der Familie ausgesetzt ist, wagt sie es aus Angst, ihr Aufenthaltsrecht zu verlieren, nicht, den Mann* zu verlassen.

100 Jahre Frauen*wahlrecht in Deutschland gilt nur für Frauen* mit deutschem Pass, nicht für Frauen*, die ein halbes Leben in Deutschland leben, Steuern zahlen, aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht den deutschen Pass haben. Rassistische Übergriffe sind für viele Frauen* in Deutschland Alltag geworden.

Die ungleiche Bezahlung am Arbeitsmarkt findet ihre stärkste Ungleichheit bei Migrantinnen* und geflüchteten Frauen*. Auch der Zugang zu Unterstützungsangeboten ist hier am schwierigsten. In Kombination erschweren Rassismus und Sexismus den Zugang zu gesellschaftlicher Teilhabe, zu Bildung, zu ökonomischer Unabhängigkeit und zu politischer Mitbestimmung.

Auch die Gründe, die Frauen* und LGBTIQ* in die Flucht treiben, sind meistens patriarchalen Ursprungs. Unfassbarerweise werden solche Gründe meistens nicht in Asylverfahren anerkannt. Zudem wird auch für die Frauen*, die in Deutschland angekommen sind, fast nichts getan, um sie vor weiterer Gewalt zu schützen! In den Lagern sind vor allem alleinstehende Frauen* immer wieder patriarchaler Gewalt ausgesetzt. Dazu kommt die strukturelle Gewalt im Asylsystem sowie der alltägliche Rassismus auf der Straße.

Wir fordern: Politische und soziale Gleichberechtigung für Migrant*innen! Anerkennung der Fluchtgründe von Frauen* und LGBTIQ*! Abschiebungen stoppen! Bleiberecht für alle!

Der Streik muss weitergehen!

Die Geschichte der Frauen*unterdrückung hat gezeigt, dass sie in sämtlichen Religionen, Nationen und Klassen stattfindet. Wir sind nicht mehr bereit, dieses Leben als schicksalhaft hinzunehmen! Wir wollen selbst bestimmen, wie wir leben!

Deshalb rufen wir dazu auf, sich mit dem bundesweiten Frauen- und Queers-Streik in Deutschland sowie mit der internationalen Frauen*streikbewegung zu solidarisieren, sich dieser anzuschließen und feministische Themen auf die allgemeine Agenda zu setzen.

Bestreikt werden sollen nicht nur die Lohnarbeit und nicht nur die unzähligen unbezahlten Tätigkeiten, die Frauen* jeden Tag ungesehen und weitestgehend ohne Anerkennung verrichten.

Bestreikt werden sollen alle Anforderungen, Erwartungen und Zuschreibungen, die uns erzählen wollen, wie wir als Frau* zu sein und zu leben haben. Bestreikt werden soll ein stereotypes Geschlechterbild, welches Menschen in die Unsichtbarkeit drängt, wenn sie nicht der heterosexuellen oder der zweigeschlechtlichen Norm entsprechen.

Bestreikt werden sollen die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Frauen* auf der ganzen Welt in unsicheren und gewaltvollen Situationen festhalten.

Bestreikt werden soll eine lange Liste, die mit den hier erwähnten Themen bei Weitem nicht zu Ende ist.

Wir rufen deshalb zur Kundgebung und den Veranstaltungen anlässlich des 8. März in Lüneburg und anderswo zu beteiligen.

Her mit dem ganzen Leben! Nieder mit dem Patriarchat!

Hoch die internationale Frauen*solidarität!

Für eine befreite Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung!

TERMINE:

01. März 2019 | 20:00Uhr

Film „Der Frauenstreik geht weiter“

Infocafé Anna&Arthur, Katzenstr. 2, Lüneburg

07. März 2019 | 19:00Uhr

Sunna Huygen – HORIZONT geschnitten oder am Stück (Politik & Poesie, Kabarett)

Infocafé Anna&Arthur, Katzenstr. 2, Lüneburg

08. März 2019 | 13:00Uhr

Kundgebung zum internationalen Frauen*-Kampftag

Marktplatz Lüneburg

https://www.facebook.com/events/298608084161460/

08. März 2019 | 16:00Uhr

Flashmob TamponTax

Marktplatz Lüneburg

08. März 2019 | 16:00Uhr

Treffen für die gemeinsame Anreise zur Demonstration nach Hamburg (Beginn 17:00 Uhr)

Bahnhofsvorplatz Lüneburg

https://www.facebook.com/FStreikHamburg/

08. März 2019 | 19:30Uhr

Weltfrauen*tag – Ausklang und Ausblick mit der Gruppe TamponTax

mosaique – Haus der Kulturen, Katzenstr. 1, Lüneburg

10. März 2019 | 11:00Uhr

Matinee zum Frauentag, Film „#FEMALE PLEASURE“ (Vorstellung nur für Frauen, Eintritt frei)

SCALA Programmkino, Apothekenstr. 17, Lüneburg


Aufruf zur Kundgebung in Lüneburg:

8. März 2019

13 Uhr

Marktplatz – Lüneburg

Am 8. März ist Internationaler Frauen*kampftag. An diesem Datum gehen weltweit vor allem Frauen, Lesben, Inter-Personen, Nicht-binäre, Trans-Personen* (FLINT*) nicht zur Arbeit und auf die Straße. Wir sind wütend und wir streiken!

Es ist 2019 und wir dürfen noch immer nicht selbst über uns und unseren Körper entscheiden. So sprechen beispielsweise die Paragraphen 218 und 219, die Schwangerschaftsabbrüche kriminalisieren, allen gebärfähigen Menschen das Recht auf umfassende Selbstbestimmung ab. Neben rechtlichen Schranken wie dieser, begegnen uns in unserem Alltag heterosexuelle Lebensentwürfe, starre Schönheitsideale und festgefahrene Rollenbilder als Norm. Wer sich diesen nicht fügt, erfährt soziale Ausgrenzung.

Auch im Arbeitsleben werden Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer sozialen Stellung, Hautfarbe oder Herkunft diskriminiert: Nicht nur, dass FLINT* im Lohnarbeitssektor deutlich schlechter verdienen, von ihnen wird auch erwartet, einen Großteil der unbezahlten Arbeit für die Gesellschaft zu leisten.
Wir brauchen keine starre Einteilung in Frau und Mann, sondern Anerkennung und Gerechtigkeit für alle Geschlechter.

Wir nehmen es nicht länger hin, dass FLINT* Gewalt erfahren. Sei es in Form von verbalen Angriffen, Bevormundungen jeglicher Art oder physischen und psychischen Übergriffen. Das heißt nicht, dass wir Schutz vor Männern brauchen, sondern ein Ende jeder Gewalt.

Wir grenzen uns ab von pseudofeministischen Positionen, die rechte Überzeugungen verbreiten, denn sexualisierte Gewalt gegenüber FLINT* geht zum großen Teil von weißen deutschen Männern aus, oftmals verborgen im Privaten. Genauso lehnen wir die kapitalistische Gesellschaftsordnung ab, da sie auf der unbezahlten Sorgearbeit und Ungleichbehandlung der Menschen beruht. Unser Feminismus ist antirassistisch und antikapitalistisch. Wir lassen uns nicht spalten!

Wir fordern Euch daher auf kreativ zu werden und Euch Räume zu erobern und zu schaffen. Macht sichtbar, welche Löcher Eure Arbeiten hinterlassen: Legt die Haushaltsarbeit nieder. Gebt euch frei. Bummelt bei der Arbeit. Schwänzt die Schule. Geht nicht in die Uni. Tauscht Euch aus mit euren Kolleg*innen, Freund*innen, Großmüttern*, Müttern*, Tanten* und Schwestern*. Organisiert euch!

Lasst uns, wie unsere Vorgänger*innen und Mitstreiter*innen, mit allen nötigen Mitteln für ein gutes Leben für alle kämpfen: Bis jeder Tag 8. März ist!

Wir fordern:

Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, rufen wir am 08.03.2019 um 13 Uhr auf dem Marktplatz in Lüneburg zur Kundgebung auf!


>>> Zu den Begriffen:

Der Begriff intergeschlechtlich bezeichnet Menschen, die genetisch und/oder anatomisch und hormonell nicht eindeutig dem weiblichen* oder > dem männlichen* Geschlecht zugeordnet werden können.

Non-binary* bezeichnet Personen, die sich nicht in das binäre Geschlechtersystem einordnen wollen, das heißt, die weder Mann noch Frau sind.

Trans* bezeichnet Menschen, die sich nicht ihrem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht zugehörig fühlen.

Cis: Cis-Frauen und Cis-Männer bezeichnet Menschen, die sich ihrem bei der Geburt zugeordneten Geschlecht zugehörig fühlen.

Zum * : * Dein Geschlecht ist nicht dein Körper, dein Geschlecht ist eine soziale Zuschreibung. Das * soll das ausdrücken.