Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen

Gedenken an Arkan Hussein Khalaf

Am 7. April 2020 wurde der 15-jährige Ezide Arkan Hussein Khalaf aus Celle von einem Deutschen erstochen. Anlässlich seines Todestages sollen dezentrale Gedenkaktionen und in Celle eine Gedenkdemonstration stattfinden.

„Wir sind über das Wasser gekommen und hier im Blut ertrunken.“ (Halime Hussein Khalaf)

Gedenken in Lüneburg:

7. April 2021 – Mahnmal für die Opfer des Faschismus – Lindenstrasse

Arkan Hussein Khalaf und seine Familie hatten den Genozid an der ezidischen Gemeinschaft in Şengal durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) im August 2014 überlebt. Über die Türkei und Griechenland flohen sie nach Deutschland und lebten seit 2015 in Niedersachsen. Am 7. April 2020 wurde er in Celle von einem Deutschen erstochen. Diese brutale Gewalttat ereignete sich kurz nach den rassistischen Morden in Hanau.

Kurz nach der Tat hatten die Polizei Celle und die Staatsanwaltschaft Lüneburg zunächst ein rassistisches Motiv ausgeschlossen. Die Familie und die ezidische Community widersprachen dieser Einschätzung. Sie warfen den Behörden vor, einen möglichen rassistischen Hintergrund kleinzureden. Psychische Erkrankungen seien kein Widerspruch für ideologische Motive, hieß es in einer Erklärung ezidischer und anderer migrantischer Vereine. Erst nach dieser Stellungnahme und Recherchen vom Störungsmelder (ZEIT Online) zum Täter lenkten die Behörden sprachlich ein: Dieser verkehrte auf rassistischen, antisemitischen und verschwörungsideologischen Seiten, auf denen unter anderem Inhalte der „QAnon“-Ideologie verbreitet werden, auf die sich auch die rassistischen und antisemitischen Attentäter von Hanau und Halle bezogen. Zudem pflegte er Online-Freundschaften mit Neo-Nazis.

Der Täter wurde im Oktober 2020 wegen vorsätzlicher Tötung verurteilt und auf unbestimmte Zeit in die Psychiatrie eingewiesen. Für die in Celle lebenden Ezidinnen und Eziden ist mit der Tat die schreckliche Erkenntnis verbunden, auch in Deutschland nicht sicher vor tödlicher Gewalt zu sein.

In Celle, der Wahlheimat der Familie Khalaf, soll am ersten Todestag von Arkan am 7. April um 16.30 Uhr eine Gedenkveranstaltung im Triftpark mit anschließender Demonstration stattfinden. Um der Familie und den Freund*innen von Arkan Anteilnahme auszudrücken, für die Hintergründe solcher Gewalttaten – wie Rassismus und Diskriminierung – sensibilisieren und einen langfristigen Ort des Gedenkens schaffen.

Aufgrund der aktuellen Situation wird außerdem zu vielfältigen dezentralen Aktionen an anderen Orten aufgerufen, um Arkan zu gedenken.

Arkan Hussein Khalaf starb nicht allein, es sind hier schon viele, ganz viele zu Opfern von Rassismus gemacht worden. Diese Menschen wurden nicht nur einzeln von Rassist*innen oder Nazis ermordet, sondern auch vom strukturellen Rassismus in dieser Gesellschaft, die diese Menschen auf dem Gewissen hat, denn sie lässt nach wie vor Rassismus geschehen.

Rassistische Motive müssen immer klar benannt werden. Wir sind es Arkan schuldig, seinen Namen und sein Leben nicht zu vergessen, ihn im Bewusstsein zu erhalten.

Am 7. April 2021 wollen wir auch in Lüneburg einen Ort des Gedenkens schaffen. Um öffentlich auf den rassistischen Mord aufmerksam zu machen und um zu erinnern und anzuklagen.

Wir rufen euch dazu auf, am Mahnmal für die Opfer der Faschismus an der Lindenstraße euer Gedenken, eure Wut und Trauer, euer Erinnern, eure Anteilnahme vielfältig sichtbar zu machen. Ihr könnt dort z.B. Blumen niederlegen, Kerzen entzünden, Texte, Gedichte oder Briefe an die Familie verlesen und aufhängen.

Was wir dort aber nicht möchten, sind größere und länger andauernde Menschenansammlungen. Angesichts der aktuellen Situation und aus Solidarität und für die Gesundheit aller, haltet dort bitte Abstand und tragt geeignete Masken!

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