Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen

Gedenkveranstaltung für Peter Deutschmann

Redebeitrag der Antifaschistischen Aktion Lüneburg/Uelzen anlässlich der Gedenkveranstaltung für Peter Deutschmann in Eschede

Liebe Freundinnen und Freunde,
werte Anwesende,

wir sind hier heute zusammen gekommen, um an Peter Deutschmann zu erinnen. Er ist eines von über 180 Opfern, die in den letzten Jahren von Nazis, Rassisten oder anderen Rechten ermordet wurden

Ein anderes Opfer ist Gustav Schneeclaus.

Im März 1992 – vor 20 Jahren – wurde in Buxtehude der Kapitän Gustav Schneeclaus von zwei Neonazis zu Tode geprügelt.

Nachdem Gustav Schneeclaus am Abend die Wohnung seiner Freundin verließ, traf er am örtlichen Busbahnhof auf eine Gruppe Nazi-Skinheads. Unter ihnen der damals 19jährige Stefan Silar und der 26jährige Stephan K.: Sie kommen ins Gespräch, beginnen Alkohol zu trinken. Als sich Gustav Schneeclaus abfällig über Hitler äußert, wird er von den beiden Neonazis geschlagen und getreten. Die Täter flüchten zunächst, kehren aber kurze Zeit später mit einem Kantholz bewaffnet wieder zurück. Erneut schlagen sie auf den schon verletzten Gustav Schneeclaus ein, bis er blutüberströmt am Boden liegen bleibt. Stefan Silar springt noch mehrmals auf den Kopf seines Opfers.

Vier Tage später erliegt Gustav Schneeclaus seinen schweren Verletzungen.

Es gibt Paralellen zwischen den Morden an Peter Deutschmann und Gustav Schneeclaus:

  • Beide haben sich gegenüber ihren späteren Mördern abfällig über Nazis und Hitler geäußert. Sie sagten die Wahrheit und wurden dafür ermordet.
  • Beide entsprachen nicht unbedingt einem“normalen“ Werdegang und gesellschaftlichen Normen. Sie wurden als sozial Randständige an den Rand der Gesellschaft gedacht .
  • In beiden Fällen ist jeweils einer der Täter noch heute in neofaschistischen Kreisen aktiv und auch immer wieder bei Nazitreffen hier in Eschede zugegen.

Marco Siedbürger war regelmäßiger Besucher der Veranstaltungen auf dem Hof von Joachim Nahtz. Zur Zeit ist er mal wieder wegen div. Gewalttaten inhaftiert.

Stefan Silar gehört heute zu den führenden Köpfen der norddeutschen Nazistrukturen und betreibt einen Szeneladen in Tostedt. In Eschede gehört er nicht nur zu den regelmäßigen Besuchern der Naziveranstaltungen, sondern ist immer wieder auch mit einem Verkaufsstand seines Ladens „Streetwar Tostedt“ anwesend.

Die Morde an Peter Deutschmann und Gustav Schneeclaus und andere neofaschistische Gewalttaten und Morde sind die Konsequenz einer extrem rechten Ideologie, in der die soziale Gleichheit und Gleichwertigkeit aller Menschen verneint und in der den Menschen, die nicht in das Weltbild der Neonazis passen, dass Recht auf Leben nicht nur theoretisch aberkannt wird.

Auf Hof Nahtz wird diese mörderische Einstellung gelebt und vermittelt. Jedes Nazitreffen auf Hof Nahtz ist deshalb ein Treffen von potentiellen Mördern. Und gehören endlich verhindert!

Gab es in der konkreten Tat – den Morden an Peter und Gustav – mehrere Parallelen, so ist die Erinnerung und das Gedenken an Beide von Unterschieden geprägt.

In Buxtehude wurde nach kurzer Zeit eine Gedenkplatte am örtlichen Busbahnhof – dem Tatort – installiert. Selbst als der ZOB vor einigen Jahren komplett umgestaltet wurde, konnte erreicht werden, dass diese Gedenkplatte dort verbleiben konnte.

Jedes Jahr finden Gedenkveranstaltungen dort statt. Der Antifaschistische Arbeitskreis „Gedenken an Gustav Schneeclaus“ sorgt bis heute mit seiner Erinnungs- und Mahnarbeit dafür, dass Gustav Schneeclaus nicht in Vergessenheit gerät.

Ganz anders hier in Eschede, wo es bislang noch keinen öffentlichen Erinnerungsort gibt und vielmehr viel dafür getan wird, dass z.B. ein Gedenkstein nicht aufgestellt werden kann.

Wir gedenken heute hier Peter Deutschmann und den vielen anderen Opfern rechter Gewalt.

Die Erinnerung an eben jene, die von den Neonazis ermordet wurden, verschwimmt mit der Zeit und macht somit auch die Tat an sich scheinbar ungeschehen. Darum ist es unsere Aufgabe diesen Menschen Namen und Gesichter zu geben, damit sie, der Mord an ihnen, nicht in Vergessenheit geraten.

Ich verstehe dies als ein Symbol der Erinnerung, der Mahnung aber auch als ständige Aufforderung, sich neofaschistischen, rassistischen und antisemitischen Einstellungen und Handlungen entgegenzustellen und um gemeinsam dafür zu sorgen, dass sich Morde wie an Peter Deutschmann nicht wiederholen.

Ich möchte meinen Beitrag mit einem Dank und einer Forderung beenden. Bedanken möchte ich bei allen Menschen, die sich seit Jahren hier in Eschede gegen die Nazitreffen engagieren und dabei Peter Deutschmann nicht in Vergessenheit geraten lassen und sich für ein würdiges Gedenken und einen Gedenkstein einsetzen. Vielen Dank dafür!

Die örtliche Politik und Verwaltung fordere ich auf, sich endlich dieser Initiative anzuschließen und dafür Sorge zu tragen, dass der Gedenkstein hier aufgestellt werden kann.

Vielen Dank.

Beitrag des Norddeutschen Rundfunk (NDR)

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