Zusammenarbeit der rechten Ultras
Verfassungsschutz beleuchtet die Region
ca Lüneburg. In den Kreis Lüneburg kommen braune Kameraden gerne, hier wohnt unter anderem der Chef des gefürchteten bundesweiten Ordnerdienstes der NPD, Manfred Börm. Zudem hat die Landes-NPD hier ihre Adresse. Selbstverständlich ist die Partei auch im aktuellen Verfassungsschutz wieder erwähnt: Am 10. August 2007 trafen sich führende Köpfe der Rechtsextremisten in einem Lokal in Reppenstedt, um den Landtagswahlkampf der NPD vorzubereiten. Der Bericht erwähnt als Teilnehmer den Spitzenkandidaten Andreas Molau, Klaus Hellmund, Dennis Bühring, Matthias Behrens und Dieter Riefeling. Der Verfassungsschutz wertet die Zusammenkunft als Koordinierungstreffen der NPD mit den Vertretern so genannter Kameradschaften, sie gelten als extrem gewaltbereit.
Hellmund gilt einem Bericht der Celleschen Zeitung zufolge als „Anführer der Kameradschaft 73. Er verbüßte von Juli 2004 bis Dezember 2005 eine Gefängnisstrafe, weil er bei einem Skinhead-Konzert mit einer Holzlatte auf einen Polizisten losgegangen war“. Auch Bühring kommt aus Celle, er trat als Redner auf einer Demo von Neo-Nazis auf. Die 73 übrigens orientiert sich an der Kennzeichnung der SA-Einheit in der Nazizeit.
Behrens leitet die rechtsextremen „Snevern Jungs“ in Schneverdingen, und Dieter Riefeling ist der „Lautsprecher“ der Neonazis, er hat mehrfach in Lüneburg gesprochen. Der Hildesheimer träumt von der Auferstehung des „Dritten Reiches“.
Dass die NPD sich mit den Ultras am rechten Rand verbündet hat, zeigte sich kurz darauf: Laut Verfassungsschutz haben Kameradschaften zehn von 42 NPD-Direktkandidaten zur Landtagswahl gestellt.
Nach Lüneburg kamen die Rechten auch am 2. Juni und überraschten die Polizei. Eigentlich wollten sie mit mehreren Bussen nach Schwerin, um dort an einer Kundgebung gegen das G 8-Treffen der führenden Industrienationen teilzunehmen. Da die Polizei Demonstranten aber schon im Vorfeld wegen befürchteter Krawalle abfing, wichen sie aus und marschierten durch die Stadt. Die Polizei brauchte einige Zeit, bis sie Verstärkung hatte und die rund 280 Neo-Nazis am Kurpark in Gewahrsam nahm.
Daraufhin kam es am 14. Juli zu einer Demo gegen angebliche „Meinungsverbote“, als Redner traten unter anderem Christian Worch und Thomas „Steiner“ Wulff auf, zwei Ideologen der braunen Szene.
Mit dabei war auch der Handorfer Börm. Er gilt als einflussreicher Mann im Hintergrund. Börm leitete als regionaler Führer die an die Hitlerjugend erinnernde „Wiking-Jugend“, die 1994 vom Bund verboten wurde. Auch heute kümmert sich Börm um Nachwuchs. So war er Medienberichten zufolge vergangenes Jahr bei einem Zeltlager der Organisation „Heimattreue Deutsche Jugend“ zu Gast, der Escheder Landwirt Joachim Nahtz hatte der HDJ dafür sein Land zur Verfügung gestellt.
Nur kurz geht der Verfassungsschutzbericht auf den Linksextremismus in der Region ein. Den machen die Beobachter stark am Protest gegen Atomtransporte fest. Da vergangenes Jahr kein Castor nach Gorleben rollte, gab es auch kaum nennenswerte Aktionen.
Erwähnung findet Radio ZuSa. Im Bürgerradio gingen seit Frühjahr 2006 zwei „bekennende Scientologen jeden zweiten Montag“ auf Sendung. Wie berichtet, hatte sich ZuSa vergeblich bemüht, den Aktivisten den Sendeplatz streitig zu machen.
Quelle:
Landeszeitung, 3. Mai 2008
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