Seit dem Frühjahr 2008 tauchen in Bardowick immer wieder Naziaufkleber auf. Zu finden ist das gesamte Repertoire der Propagandamaterialen der neofaschistischen Szene. Neben Aufklebern der NPD und deren Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN), finden sich auch welche von den „Nationalen Sozialisten Niedersachsen“ und anderen Gruppierungen aus dem Kameradschaftsspektrum (BfZ-Hildesheim, BI-Buntes Haus Celle). Daneben finden sich dann noch Kleber mit dem Konterfei von Rudolf Heß. (mehr …)
ca Lüneburg. In den Kreis Lüneburg kommen braune Kameraden gerne, hier wohnt unter anderem der Chef des gefürchteten bundesweiten Ordnerdienstes der NPD, Manfred Börm. Zudem hat die Landes-NPD hier ihre Adresse. Selbstverständlich ist die Partei auch im aktuellen Verfassungsschutz wieder erwähnt: Am 10. August 2007 trafen sich führende Köpfe der Rechtsextremisten in einem Lokal in Reppenstedt, um den Landtagswahlkampf der NPD vorzubereiten. Der Bericht erwähnt als Teilnehmer den Spitzenkandidaten Andreas Molau, Klaus Hellmund, Dennis Bühring, Matthias Behrens und Dieter Riefeling. Der Verfassungsschutz wertet die Zusammenkunft als Koordinierungstreffen der NPD mit den Vertretern so genannter Kameradschaften, sie gelten als extrem gewaltbereit. (mehr …)
Die niedersächsische Landtagswahl am 27. Januar 2008 endete für die NPD mit einer herben Niederlage. Insgesamt erreichte sie „nur“ 1,5 % der Zweitstimmen der WählerInnen in Niedersachsen. Das heißt allerdings, dass immerhin 52.817 Menschen die Neonazis gewählt haben und die NPD nun in den Genuss – der aus Steuergeldern finanzierten – Wahlkampfkostenerstattung kommt.
Noch im Sommer fabulierte der Spitzenkandidat der niedersächsischen NPD, Andreas Molau, von einem „nationalen Wählerpotential“ von 11% in Niedersachsen, welches er in Wählerstimmen ummünzen wolle. Bei ihrer großen Wahlkampfauftaktveranstaltung im September in Hannover gab die NPD 6%+X als Wahlziel aus.
Nach einem wenig spektakulär verlaufenden Wahlkampf schraubte Andreas Molau die Erwartungen drastisch zurück. In einem Interview mit Altermedia, einem neofaschistischem Internetportal, nannte Molau dann ganz andere Zahlen: 2% wären für ihn „befriedigend“, 3% „gut“ und 5% „super“. Keine seiner hochtrabenden Hoffungen erfüllten sich.
Auch wenn die NPD weit hinter ihren Erwartungen zurückblieb, war sie drei Monate lang permanent aktiv und hat flächendeckend ihr Propagandamaterial in Niedersachsen verteilt. Die NPD setzte dabei nicht auf Kundgebungen und Aufmärsche, sondern das Wahlkampfmaterial wurde hauptsächlich in aller Stille in den Orten verteilt. Erst kurz vor der Wahl führte die NPD kleinere Kundgebungen und einen Aufmarsch durch. Am 19. Januar in Goslar und Salzgitter und am 20. Januar in Meckelfeld.
Die landesweite Propagandaoffensive mit Flugblättern, Zeitungen und einer DVD ist nicht zu unterschätzen. So konnten viele Menschen, ohne die doch eher abschreckenden Geschehnisse rund um irgendwelche Aufmärsche, erreicht werden. Auffallend war an der Propaganda der NPD, dass sie bemüht war, sich ein seriöses Image zu geben und Sachthemen zu verarbeiten. Erst spät setzte sie dann auf ihr klassisches Thema: „Ausländer raus“.
In Lüneburg und Umgebung erzielte die NPD folgende Ergebnisse:
Seit Mitte November war die NPD in Lüneburg und Umgebung damit beschäftigt, zunächst einmal wöchentlich, später fast täglich ihre Flugblätter und Zeitungen in die Briefkästen zu verteilen.
Am 3. Januar begann die NPD dann ihre „heiße Phase“ des Wahlkampfes. In Lüneburg hängten sie ihre ersten Plakatträger auf. Koordiniert wurde diese Aktion von Christian Worch aus Hamburg, der auch später immer wieder Plakate aufhängte.
Nachdem ein großer Teil der NPD-Plakate, die in den Landkreisen Lüneburg und Uelzen aufgehängt wurden, relativ schnell verschwunden waren, wurden am 10. und 11. Januar erneut Plakatträger aufgehängt. Dabei kam auch ihr Plakat mit der Aufschrift „Kriminelle Ausländer raus“ zum Einsatz.
Am 18. Januar wurden am Vormittag in Uelzen mehrere Plakate aufgehängt. Vier Nazis aus Mecklenburg-Vorpommern waren dazu unterwegs. Darunter auch Stefan Köster (MdL, NPD-Fraktion) und Michael Grewe (NPD Kreistagsabgeordneter). Die Aktion fand unter dem „wachsamen“ Auge des örtlichen Staatschutzes statt.
Bis zum 27. Januar wurden die Plakate, die immer wieder massenhaft verschwanden, ersetzt. Zum Schluss setzte die NPD sogar Plakate aus vergangen Wahlkämpfen ein und musste sogar auf Plakate mit dem Konterfei ihres Bundesvorsitzenden zurückgreifen. Die Plakatträger wurden immer donnerstags und freitags aufgehängt.
Die Wahlkampf -DVD der NPD wurde einige Male auch in Lüneburg verteilt. So vor der Christianischule und der BBS III.
Ab dem 25. Januar war die NPD auch mit einem Lautsprecherfahrzeug in Lüneburg und Umgebung unterwegs. Am 26. Januar konnte der Wagen zweimal gestoppt werden.
Während im Landkreis Uelzen dem Kandidaten der NPD, Joachim Nahtz, in der Allgemeinen Zeitung (AZ) umfangreich die Möglichkeit gegeben wurde, seine Positionen kundzutun und in einem wenig kritischen Artikel auch noch vorgestellt wurde, verzichteten die Kandidaten Groß, Henke, Bäätjer und Kraft, Fragen der örtlichen Zeitungen zu beantworten.
Da die regionale NPD auf öffentliche Aktionen wie Infostände oder Kundgebungen verzichtete, brauchten aktive AntifaschistInnen – trotz diverser Vorbereitungen – auch nicht einzugreifen. Außer den Fahrten mit ihrem Lautsprecherfahrzeug und dem Aufmarsch in Meckelfeld trat die NPD nicht mit Aktionen in die Öffentlichkeit. Gegen das massenhafte Verteilen von Zeitungen und Flugblättern konnten AntifaschistInnen nur schwer vorgehen. Meist erst im Nachhinein wurden die Verteilaktionen bekannt und konnten deshalb nicht verhindert werden.
Stattdessen veröffentlichte die Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen gemeinsam mit der VVN-BdA Lüneburg ein eigenes Flugblatt. 25.000 Exemplare wurden von AntifaschistInnen in der Region verteilt, so zum ersten Mal auch in Neuhaus/Elbe. Am 9. Januar wurde dort an fast sämtliche Haushalte das Flugblatt verteilt.
Außerdem führte die Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen in Kooperation mit örtlichen PartnerInnen Info-Veranstaltungen in Lüneburg sowie in Buxtehude, Celle und Uelzen durch.
Erfreulich war während des Wahlkampfes zu beobachten, dass auch diesmal wieder die Wahlplakate der NPD keine lange Lebensdauer hatten. Vielen Menschen waren diese offensichtlich ein Dorn im Auge und die Plakate wurden immer wieder schnell abgehängt und zerstört.
Lüneburg, 8. Februar 2008 Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen
Am 14. Juli 2007 fand erneut in Lüneburg ein Naziaufmarsch statt. Insgesamt zogen knapp 180 Neonazis durch Lüneburg. An den verschiedenen Protestaktionen gegen die Nazis, nahmen knapp 1000 Menschen teil. Der Naziaufmarsch musste aufgrund der Proteste zweimal umgeleitet werden und entlang der gesamten Route kam es zu lautstarken Protesten. (mehr …)
Die von Manfred Börm geführte Ordner-Truppe der NPD gilt als „militant und unberechenbar“.
Der NPD-Bundesordnerdienst scheint nicht nur bei Medienvertretern, sondern auch in den eigenen Reihen umstritten. So soll es immer wieder mit Schwierigkeiten verbunden sein, geeigneten Nachwuchs für die braune Wachtruppe von Bundesvorstandsmitglied Manfred Börm zu rekrutieren. „Der Bewerber erkennt die Grundlage unserer nationalistischen Weltanschauung an. Er ist bereit, nach diesen Grundsätzen sein Leben auszurichten“, heißt es im „Meldeblatt“ für Interessenten. Zum erwarteten „Anforderungsprofil“ gehört, dass sich der Bewerber in die Gemeinschaft „einfügen“ und bereit sein muss, „seine Leistungsfähigkeit stets zum Nutzen aller zu verbessern“. (mehr …)