Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen

Neonazi zu Geldstrafe verurteilt

Tätowierer* täuschte Straftat vor – Angeklagter war nicht Opfer, sondern Täter

ca Lüneburg. Schon die Wahl seines Anwalts zeigte, wo sich der Angeklagte wohl politisch zu Hause fühlt: Der 37-Jährige hatte Jürgen Rieger als Beistand benannt. Der Hamburger verteidigt immer wieder Neonazis, gilt als einer der Köpfe am ultrarechten Rand. Allerdings erschien der Anwalt nicht, so saß der Lüneburger allein auf der Anklagebank. Der Vorwurf der Staatsanwältin: Vortäuschen einer Straftat.

Weil der Angeklagte Einspruch gegen einen Strafbefehl eingelegt hatte, kam es zum Prozess. Die Staatsanwältin rollte das Geschehen noch einmal auf. Im November 2007 hatte die Antifaschistische Aktion (Antifa) in Lüneburg demonstriert, dabei waren rund 30 Linke auch vor das Tätowierungsstudio des Anklagten an der Lüner Straße gezogen. Dort sei es zu Rangeleien gekommen. Während der Geschäftsmann behauptete, jemand habe Reizgas in seinen Laden gesprüht, ging die Anklage davon aus, dass es genau andersrum war: Aus dem Eingangsbereich des Geschäfts habe ein Unbekannter Reizgas in die Menge der Demonstranten gesprüht.

Der Tätowierer sagte. „Mir ist wichtig, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt.“ Lange habe er nach einem „politischen Anwalt“ gesucht, doch da der nicht da sei, könne er nichts sagen.

Allerdings war die Situation vom 21. November schnell geklärt. Ein Zeuge hatte ein Video gedreht, die Richterin zeigte aus einer Fotomappe einzelne Bilder: Sie dokumentieren, dass ein Mann von der Front des Hauses aus ein Gas in Richtung der Antifa sprühte.

In ihrem Plädoyer forderte die Staatsanwältin eine Geldstrafe. Der Angeklagte rief: „Schweinerei, ich bin das Opfer.“ Eine Geldbuße werde er auf keinen Fall zahlen, sagte der zweifache Vater, eher lasse er sich „einsperren“. Das beeindruckte die Richterin nicht: Wegen des Vortäuschens einer Straftat verurteilte sie den Tätowierer zu einer Geldstrafe von 900 Euro.

Landeszeitung, 24. April 2008

* Es handelt sich hier um Paul Plagemann, der den Tattooladen „Black Crow“ in Lüneburg betreibt

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