RechtsRock-Konzert in Ebstorf
Am 4. Juni 2011 fand im niedersächsischen Ebstorf (Landkreis Uelzen) ein RechtsRock-Konzert statt. Im örtlichen Schützenhaus der Schützengilde Ebstorf traten 5 Bands vor rund 150 Konzertbesuchern auf.
Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Deutsch-Belgische Freundschaft“, zu der auch die beiden belgischen Bands „Short Cropped“ und „Les Vilains“ anreisten.
Neben den beiden belgischen Bands spielten „Faustrecht“ (Bayern),“Rampage“ (Niedersachsen/Sachsen-Anhalt) sowie „Shaven Heads“ (Nordrhein-Westfalen).
Das Konzert wurde vorher als „Geburtstagsfeier“ deklariert, um das Schützenhaus anmieten zu können. Veranstalter soll jemand aus Hamburg gewesen sein.
Die Konzertbesucher kamen aus Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, wobei die Mehrheit aus Sachsen-Anhalt anreiste. Ein kleiner Teil der Konzertbesucher nahm vorher an den Naziveranstaltungen in Braunschweig und Peine teil.
Das Publikum entsprach dem äußeren Erscheinungsbild der Skinheads. Wie die Bands pflegen sie auch äußerlich diese Subkultur. Dennoch sind die Bands und ein Großteil des Publikums der extrem-rechten Szene zuzurechnen. Um was für ein Konzert es sich in Ebstorf handelte, war auch in der Umgebung deutlich zu hören: In den Umbaupausen wurde ausschließlich die neonazistische Band „Skrewdriver“ gespielt. Sämtliche Bands unterhalten enge Kontakte zu neonazistischen Organisationen und traten mit anderen neonazistischen RechtsRock-Gruppen auf.
Nach einer schleppenden Anreise, beendete um 20.35 Uhr die erste Band ihren Auftritt. Schon zu diesem Zeitpunkt war ein Teil des Publikums stark alkoholisiert und eine junge Frau, die sich vor dem Schützenhaus mehrfachs übergeben musste, wurde in ein Auto gebracht. Auch schien es im Schützenhaus nicht ausreichend Toiletten zu geben und mehrere junge Männer urinierten an die Hauswand oder einfach auf den Parkplatz. Die Türsteher, die anfangs dafür sorgten, dass das Publikum sich nicht auf dem Parkplatz aufhielt, nahm diese Szenen schmunzelnd zur Kenntnis.
Als die zweite Band ihren Auftritt begann, tauchte zum ersten Mal die Polizei vor Ort auf. Zwei Beamte des Fachkommissariats 4 (sog. „Staatsschutz“) des Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen fuhren an der Schützenhalle vorbei. Beide Beamte waren am Vormittag ebenfalls noch in Braunschweig. Um 21 Uhr fuhr ein Streifenwagen vor und die beiden Beamten nahmen Kontakt zum Veranstalter des Konzerts auf und führten eine fünfminütige Ortsbegehung durch.
Zu diesem Zeitpunkt reisten immer noch Konzertbesucher an, die telefonisch direkt nach Ebstorf gelenkt wurden.
Nachdem die Polizei den Ort des Geschehens kurzzeitig verließ, versuchten mehrere Nazis anwesende Antifaschist_innen anzugreifen, die sie in zwei Autos endeckten und die zuvor knapp vier Stunden die Veranstaltung ungestört beobachten konnten.
Die Polizei überwachte später die Veranstaltung und sah ihre Aufgabe dann eher darin, einen Antifaschisten bei seiner Abfahrt aus Ebstorf zu verfolgen.
Das Konzert konnte bis in die späten Nachtstunden fortgesetzt werden und in den frühen Morgenstunden verließen die letzten Konzertbesucher das Schützenhaus in Ebstorf. Ein großer Teil davon war schwer betrunken und konnte nur noch mühsam zu den Autos gelangen.
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